Die Möwe von Anton Tschechov

Premiere 24.11.23 an der Filmschauspielschule Berlin, Mecklenburgische Str.32, Wilmersdorf

weitere Vorstellungen am 1.12.23 sowie in 2024 6 x , Termine folgen

Kartenreservierung unter 030 – 31016571

Anton Tschechov – Die Möwe 

„Am Ufer eines Sees lebt von klein auf ein junges Mädchen; es liebt den See wie eine Möwe, ist glücklich und frei wie eine Möwe. Doch da kommt ein Mann, sieht es und stürzt es aus Langeweile ins Verderben.“

Tschechov, russischer Schriftsteller, geb.1860 gest.1904, ist im Bewusstsein des deutschen Theaterpublikums lebendig und präsent. Seine tragikomischen Stücke, mit denen er das Theater der Moderne begründete, haben unsere Bühnen erobert, und seine Erzählungen lesen wir, als handelten sie von uns heute und unseren brennendsten Lebensfragen.

Sein literarisches Werk ist wegweisend für das 20.Jahrhundert.

„Wer den Genuß des Schaffens einmal erfahren hat, für den gibt es keine anderen Genüsse mehr.“ Nina, aus Die Möwe

Die Natur bedient sich der menschlichen Phantasie als Instrument, um auf höherer Stufe ihr Schöpfungswerk fortzusetzen.

Anatolij Vassiliev, Gründer der Schule der Dramatischen Kunst, Moskau

 

 

Fotos copyright Oliver Betke

 

 

 

 

Painting Schubert – Mitschnitt Heilig Kreuz Kirche

Mitschnitt Painting Schubert

Premiere am 18.10. 2022, 20 Uhr in der Heilig Kreuz Kirche/Hallesches Tor

weitere Aufführung am 24.10.2022, 20 Uhr im Kühlhaus Berlin

Juan Raso vom Yugen Trio entwickelte die Idee, Malerei , Installation, Musik und Schauspiel mit einem des emblematischsten Werks der romantischen Musik – Schuberts zweitem Trio in Es-Dur, op. 100, sowie ausgewählte Stücke aus der Winterreise – zu vereinigen. All diese Künste werden vereint, um Schuberts Gedanken und Schaffenskraft mit verschiedenen Medien einzufangen.

Schauspieler David Garzón Garzúa
Maler Stephan Maria Fischer
Bühnenregie und Textentwicklung Judith von Radetzky
Lichtkonzept, Bühnen- und Kostümdesign Marjorie Chau
 Musiker Yugen Trio:
Mariko Nishikawa Violine
Mika Yamamoto piano
Juan María Raso Llarás Violoncello,

Künstlerisches Konzept Juan Maria Raso Llarás

Foto copyright Clara Evans

WARUM GERECHT SEIN? EINE PERFORMANCE DER WIDERSPRÜCHE am 8.und 9.10.2021 im tfk

Warum gerecht sein?

In unserer Rhetorik-Performance wird die schärfste Waffe der Macht, DIE REDE, erst zerlegt und dann wieder zusammengesetzt – nur anders!

Special Guests Sokrates und Gorgias

Sokrates ist eingeladen im Haus des Gorgias, sizilianischer Sophist, Erfinder der Rhetorik und ihr Meister. Die Diener haben alles vorbereitet, das Streitgespräch über das Grundwesen der Rhetorik kann beginnen.

Was ist die Rhetorik überhaupt? Ist sie eine Rede-Kunst oder eine sich einschmeichelnde Verkaufsstrategie? Ganz sicher ist sie eine Kraft, die Gesellschaften, ob Demokratien oder Diktaturen, zu bewegen vermag – bis hin zum Umsturz von Systemen, damals wie heute.  

Und die populistische Praxis der Rhetorik – ist es nicht sie, die Verbrechen zulässt und deren Straffreiheit? 

Sokrates, der Meister der Dialektik, steht dem berühmten politischen Redner und Lehrer der Redekunst zur Seite, untersucht gemeinsam mit ihm und dem Publikum: Was ist der verborgene Kern der Rhetorik? Und welche Bedeutung hat die Gerechtigkeit in der Rhetorik?

Der Dialog von Platon öffnet den Weg für ein Theater, in dem die Gerechtigkeit – „Medizin für die Boshaftigkeit der Seele“ – nichts anderes ist als Philosophie, eine lebensbejahende Suche nach Wahrheit. 

Ausschnitte der Aufführung von 8:30 Minuten

copyright Mark Bollhorst

Es spielten 

Alexandra Broneske, Stephan Maria Fischer, Markus Herlyn, Eckehard Hoffmann, Felix Theissen, Judith von Radetzky

Regie Judith von Radetzky

Ausstattung Karina Liutaia, Judith von Radetzky, Stephan Maria Fischer, Lichtdesign Katri Kuusimäki

copyright Mark Bollhorst

Das Projekt wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Senator für Kultur Bremen

Diese Veranstaltung wird mit freundlicher Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt.

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copyright Mark Bollhorst
copyright Mark Bollhorst

Mit anschließendem Publikumsgespräch mit Franziska Richter, Johannes Hillje und Judith von Radetzky

Vernon Subutex, Romanbearbeitung, Premiere Frühjahr 2019 in Aurillac, Frankreich

Cie Transversale in Kooperation mit Graphit Theater Labor e.V. bearbeiten in mehreren Laboratorien den in Frankreich zurecht bejubelten Roman von Verginie Despentes.  Unter dem Arbeitstitel „Vous lui direz qu’on le cherche tous“ werden Szene, Dialoge und die Auswahl durch einen intensiven Arbeitsprozess miteinander ausgewählt. Es arbeiten 5 Regisseure zusammen, die gemeinsam in Lyon von 2004-2008 studierten. Die Gesamtleitung hat Cedric Jonchiere.

Foto Baptiste Thomas

Wer hat Angst vor Virginia Woolf

Im Theaterforum Kreuzberg, Frühjahr 2018

Party nach der Party. Zwei Paare, ein Abgrund…

George und Martha, sie lieben den Schlagabtausch und Rollenspiele, sie lieben es, sich gegenseitig zu überraschen, Haken zu schlagen und ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Die Klatschblättchen und Psychologen, die uns suggerieren wollen, nach 23 Jahren ist generell nichts mehr los in einer Ehe, das trifft auf die beiden nicht zu. Im Gegenteil. Dass bei ihnen metaphorisch gesprochen auch Blut fließt, ist unvermeidlich. Wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Heute ist ein besonderer Tag: Für die neuen, jungen Professoren, die sich in der Stadt eingefunden haben, findet eine Empfangsparty statt. Und gleichzeitig eine Abschiedsparty: Ein Großteil der alten Professorenschaft geht in Pension. Martha als Tochter des Uni-Präsidenten und George als Professor für Geschichte nehmen selbstverständlich teil.

Und morgen ist für Martha und George ein besonderer Tag…
Anlass genug für Martha, die Party spontan und ohne Absprache mit George mitten in der Nacht fortzusetzen. Nick, ein junger Professor für Biologie und seine scheinbar zart besaitete Frau sind eingeladen. Nick erhofft sich durch dieses nächtliche Zusammentreffen bessere Chancen auf eine steile naturwissenschaftliche Karriere… Für die Gäste beginnt ein rätselhaftes Spiel, in dem sie, ob sie wollen oder nicht, mitspielen müssen, ohne ihre Rollen genau zu kennen.

In ihrer Inszenierung legt Judith von Radetzky Wert darauf, den viel gespielten modernen Klassiker als Ruf zu einem Neuanfang zu verstehen. Veränderung ist schmerzhaft, jedoch der einzig mögliche Weg aus Destruktion und Starre.

Es spielten Karin Seven, Felix Theissen, Eva Schröer, David Müller

Regie Judith von Radetzky

Bühne/Kostüme Stephan Maria Fischer/Judith von Radetzky

 

Les Conjoints von Eric Assous – Graphit Theaterlabor in München September/Oktober 2016

Les Conjoints  von Eric Assous
am Teamtheater in
München, Am Einlaß 4
von 9. September bis 8. Oktober 2016, jeweils Mi bis Sa um 20h

Trailer Les Conjoints

Ein Essen unter Freunden. 3 Freunde, die sich sehr gut kennen eine Neue kommt dazu. Zwei Paare, die hin-und hergerieben sind zwischen ihrem Verlangen, ihrer Vernunft und dem Respekt füreinander.

Der Autor Eric Assous stellt Moral, Gewohnheiten und ein Leben in ausgetretenen Pfaden dem Wunsch nach einem Neuanfang gegenüber. Doch dieser Neuanfang kann es ihn geben, ist er Traum oder Realität?

Die Regisseure Judith von Radetzky und Philippe Cotten geben dem Konversationsstück einen Atem, der dem Zuschauer die Leidenschaft nach Leben fühlbar macht. Es ist ihre erste gemeinsam Regiearbeit.

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Fotos Ludo Vici

DIALOGE ZUR KUNST (2010)

Platon. Kleist. Kraznahorkai.

Im Sommer und Herbst 2010 erforschte das Ensemble von Graphit Theatertechniken anhand verschiedener Texte. Die Ergebnisse dieser Recherche wurde vom 11.-18. Dezember 2010 in fünf öffentliche Proben in den Uferstudios in Berlin-Wedding gezeigt.

 Fotos und Aufführung Ion

Inhalt

Alle Dialoge verbindet die Frage: Auf welcher Ebene erzielt das Theater seine Wirkung?
Ist das Theater in der Krise? Kann es kein kollektives Empfinden mehr hervorrufen? Kann das Theater kein Ort der Erkenntnis mehr sein? Was ist Kunst überhaupt und was kann sie?
Graphit öffnete seine Tür und zeigte die Ergebnisse der Recherche der letzten drei Monate an einem Abend auf der Grenze von Improvisation, freier Komposition und fest vorgegebener Struktur. Anhand von Dialogen zur Kunst von Kraznahorkai, Platon und Kleist geht das Ensemble zusammen mit dem Musiker Kamil Tchalaev der in den Dialogen provokativ gestellten Frage nach: Ist es überhaupt möglich, ein Künstler zu sein?
In dem die Schauspieler diese Frage auf der Bühne zu ihrer eigenen machten, denn sie betrifft sie ja, gewannen die Dialoge an Kraft, Aktualität und Brisanz.

Der Festivalpreis 2012 geht an
ION 
von Platon (Dialog aus dem Jahre 399 v.Ch.)

Jedes Theaterfestival will den Besten, den Originellsten, den neuen Star auffinden. Sokrates begegnet dem großen Ion aus Ephesus, einem renommierten Schauspieler, berühmt weit über die griechischen Landesgrenzen hinaus. Gerade wurde Ion bei einem der zahlreichen Theaterwettkämpfe, an dem er zum wiederholten Male aktiv teilgenommen hat, der Preis  ‚Bester Darsteller des Jahres’ zuerkannt. Er kann das Publikum faszinieren, wenn er Homer spielt, über Stunden, in immer verschiedenen Rollen, Langeweile kommt bei ihm nicht auf.
Und da, in diesem Moment des Siegestaumels, hinter den Kulissen, taucht Sokrates auf, der sich für die Schauspielkunst begeistert- und hat  noch diese und jene kleine Frage.
Was ist wohl Ions Geheimnis, woher der große Erfolg, was ist das für eine Kunst, die er beherrscht? Ja, ist es überhaupt eine Kunst, existiert eine Kunst des Schauspielens?
Die Untersuchung geht  überraschend in eine Richtung, die Ion ganz und gar nicht behagt…

Über das Marionettentheater  –  Heinrich von Kleist

Ein Tänzer, größter Star der Ballettszene und hochgelobt, sucht etwas wahrhaft Menschliches bei den Marionetten und ihrem Tanz, als Zuschauer sieht man ihn immer wieder auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, wo die kleine Bühne aufgeschlagen ist. Ein anderer, Kenner und Freund des Balletts, beobachtet ihn dabei. Er will ihm zur Rede stellen, ihm seine Motive entlocken, er kann nicht verstehen, was ein solcher meister hier zu suchen hat. So erfährt er, dass jener Meister die tanzende Kunst an ihrem Ende angelangt sieht, für ihn existiert sie nicht mehr- im Gegensatz zur Kunst des Marionettenspiels. Der Meister führt ihn in ein Labyrinth phantastischer Experimente, denen sich der Freund des Balletts schließlich  mit keinem Argument, mit keiner bisherigen Erkenntnis, mit keinem noch so ausgeklügelten Gedanken, mehr entziehen kann… Für den Meistertänzer hat ein mechanisches Gebilde mehr Grazie als ein Mensch es je erlangen kann.
Ein tiefsinnig-ironisches Plädoyer für den Künstler als ein utopisches Genie, für einen „vollkommenen“ Spieler oder Tänzer, der sein geweitetes Bewusstsein gepaart mit Können dem Publikum zur Verfügung stellt.

Kraznahorkai – Ein Mörder ist geboren  (Novelle)

Eine Mann, arbeitslos, hoffnungslos und in der Fremde,  gerät, ohne es zu wollen, in Barcelona in eine Ausstellung von alten Ikonen hinein. Die Wirkung dieser Ikonen auf ihn  ist so stark, das er flieht und rennend das Gebäude verlässt.
Was hat ihn so erschüttert?
Kraznahorkai konstruiert in dieser Novelle die Begegnung eines modernen Arbeitssklaven mit der religiösen Welt der Ikonen, ihrer Naivität, ihrer Schönheit, ihrer Verheißung, ihrem Gold, das für Reinheit steht. Der Arbeitssklave wird ein Messer kaufen…

Regie Judith von Radetzky, Musik Kamil Tchalaev

Es spielen Mathias Hörnke und Lars Jokubeit (Platon)/ André Scioblowski (Krasznahorkai), Stephan Maria Fischer und Anja Marlene Korpiun (Kleist)

Kritiken

14.12.2010

SPIEGELFECHTEREI

Der Raum in den Uferstudios erinnert an ein Klassenzimmer: Neonlicht, hoch angebrachte Fenster, Linoleumboden. Die Zuschauer sitzen entlang der Wände auf Klappstühlen, lauschen und gucken. Und versuchen nicht den Anschluss zu verlieren, denn es sind schon harte Brocken, die Regisseurin Judith von Radetzky und ihr Graphit-Theaterlabor dem Publikum da zum (geistigen) Kauen vorgeworfen haben: Anhand dreier »Dialoge zur Kunst mit Klavier und Trompete« geht das Ensemble der Frage nach, ob es möglich ist, ein Künstler zu sein.

Eine eindeutige Antwort findet der Abend nicht, zumal schnell feststeht, dass hier nicht eine fertige Inszenierung gezeigt wird, sondern eine öffentliche Probe an der Grenze zwischen Improvisation und vorgegebener Struktur. Judith von Radetzky, deren Methodik geprägt ist von der russischen Schule der Etüde, sieht ihre Produktionen im steten Wandlungsprozess begriffen und setzt auf die Kraft des Austauschs zwischen Schauspielern und Publikum – hier begleitet von avantgardistischen Trompeten- und Klavierklängen des Musikers Kamil Tchalaev.

Ursprünglich sollten die »Dialoge zur Kunst« Texte von Platon, Goethe und Kleist beinhalten. Doch da Darsteller André Scioblowski aufgrund privater Probleme wenig Zeit zum Proben blieb, wurde der Goethe-Dialoge ersetzt durch einen wunderbaren Monolog aus László Krasznahorkais Novelle »Ein Mörder wird geboren«. Eine gute Entscheidung, denn der zwischen absurder Tragikkomik und bitterem Zynismus schwankende Text des ungarischen Autors scheint dem hoch gewachsenen Scioblowski wie auf den Leib geschrieben.

Zudem holt der Funken sprühende Monolog die Zuschauer aus der Starre, in die der lange Auftakttext von Platon sie versetzt hatte. In »Ion« lässt Platon den Philosophen Sokrates mit dem kindlich-selbstzufriedenen Vortragskünstler Ion darüber diskutieren, ob Ions rhetorische und schauspielerische Fertigkeit göttlich inspiriert sind. Die beiden Darsteller agieren großartig und genießen ihre intellektuelle Spiegelfechterei sichtlich, doch ist das Streitgespräch als Einstieg schlicht zu kompliziert. Trotzdem: Wie Sokrates, den Matthias Hörnke als geistig überlegenen Künstlertyp im grauen Sakko gibt, den philosophisch unbeleckten Ion – von Lars Jokubeit dargestellt als eitler Mitte-Yuppie mit Hang zum Posieren – mehr und mehr in die Enge treibt, ist ein wunderbares Beispiel für edle Streitkultur.

Der letzte der drei »Dialoge« stammt von Kleist, dessen Essay »Über das Marionettentheater« die Grundfrage variiert, ob Gefühl oder Vernunft das Verhalten des Menschen steuert. Unübersehbar erotisch aufgeladen ist die Begegnung zwischen dem »Vernunftmenschen« Stephan Maria Fischer und der schönen Anja Marlene Korpiun als Tänzerin in geschlitztem weißen Kleid, die in der Quintessenz mündet, dass sich wahre Perfektion »nur in einer Puppe oder einem Gott« manifestiere.

Zusammen ergeben die »Dialoge zur Kunst« anspruchsvolles Theater, ästhetisch dargeboten – und passen somit gut in die Uferstudios, die sich mehr und mehr zu einer Tanz- und Theaterstätte außerhalb typischer Schubladenzuordnung entwickeln.

Anouk Meyer/Neues Deutschlan

Dialoge zur Kunst-Zuschauerkommentar

am 12.12.2010

Ein kühnes Unternehmen, theoretische, wenn auch dialogisch gehaltene Texte zur Kunst in den Theater-Raum zu stellen. Und…es ist gelungen!

Sokrates und Ion fechten einen zähen Zweikampf aus. Am Ende kann man sich vorstellen, dass – wie man sich erzählt – Ion zu denen gehört, die Sokrates den Schierlingsbecher gereicht haben. Matthias Hörnke und Lars Jokubeit ziehen den Zuschauer ganz und gar in ihren Bann, lassen Gedanken Gestalt werden im Raum, lassen durch die Intensität des Spiels auf der Beziehungsebene kaum spürbar werden, dass Platons insistierende Mäeutik ziemlich entnervend ist.

An die Stelle des Goethe-Textes tritt – zum Glück – André Scioblowski mit einem inneren Monolog nach einer Erzählung des ungarischen Autors Kraznahorkai, an dessen Ende der Zuschauer mit der Figur in einem unerträglichen Gefühl von Fremdheit zu Boden geht, und das, nachdem er endlich eine einzige Tür in dieser Welt offen findet, die zu einer Ausstellung von Ikonen. Wie Kunst auch zerstörerisch sein kann, erlebt der Zuschauer in diesem Spiel von großer Intensität.

Beinahe abrupt und befreiend entführen Anja M. Korpiun und Stephan Fischer mit dem Dialog über das Marionettentheater in die Welt der Leichtigkeit und Anmut. Mit Charme und Witz vermitteln sie die Erkenntnis, „welche Unordnungen, in der natürlichen Grazie des Menschen, das Bewusstsein anrichtet.“ (Kleist) Da sie doch keine Marionetten sind: ob ihr Bewusstsein wohl durch ein Unendliches gegangen ist?

Die minimalistisch eingesetzten Klänge und Töne des Musikers Kamil Tchalaev rhythmisieren, pointieren und erzeugen durchgehend eine vibrierende Spannung.

Man möchte sehr vielen Zuschauern diesen schönen Kunstgenuss im gar nicht so fernen Wedding gönnen.

Marianne Geist

Der Besuch, frei nach Dürrenmatt, am 16. und 17.2. im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

Wir reisen in eine kleine Stadt, irgendwo auf der Welt. Die Industrie liegt brach, keiner hat mehr Arbeit und Geld, niemand ist glücklich. Nur der Wunsch nach Veränderung ist groß. Plötzlich kündigt eine ehemalige Bewohnerin des Ortes ihren Besuch an. Sie ist in den letzten Jahren zu großem Reichtum gelangt und bietet ihrer alten Heimat immense finanzielle Unterstützung an, doch die Bedingung dafür ist ungeheuerlich!
Schüler der Walter Gropius Schule engagieren sich und spielen eine Geschichte, die zum Himmel stinkt….

Graphit Theaterlabor und die Schüler des 12. Jahrgangs der Walter Gropiusschule zeigen „Der Besuch“ frei nach Dürrenmatt.
Müssen wir uns jede Ungerechtigkeit gefallen lassen? NEIN! Oder doch?
Naja, schon, wenn wir selber ungerecht sind. Jedweder Maßstab, den wir an andere anlegen, können wir ebenso gut an uns selbst anlegen, nur das möchte keiner freiwillig tun….

Leitung: Judith von Radetzky (Graphit Theater Labor) und Cornelia Weis-Wilke (Walter Gropius Schule) und
Es spielen: Die Schüler des 12. Jahrgangs.

Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am 16. und 17.2 um 18.30

Bat-Yam-Platz 1, U-Bahn Lipschitzalle

Eintritt frei.

Der Besuch

Probenfoto Der Besuch

 

 

 

`Die Oppelts haben Ihr Haus verkauft´/ Kritiken / Tams Theater in München noch bis 5.12. 2015

 

Verehrtes Publikum!
Am 19.11. hatten „Die Oppelts haben ihr Haus verkauft“ von David Gieselmann im TamS Theater München Premiere.
Mathias Hejny (Abendzeitung) erlebte die Schauspieler der „schrulligen Komödie“ „ansteckend gut gelaunt“ . Malve Gradinger (Münchner Merkur) erfand eigens für das „psycho-surreale Verwirrspiel“ den Begriff des „Esotero-Comic-Gewölks“ und sah „eine schräge Spaßgeschichte“. C.M.Meier (Theaterkritiken) war von der angedeuteten Quantentheorie begeistert:  “ Im zeitgemäßen Theaterstück von David Gieselmann, in dem  ein Vielleicht ausgebreitet  wurde, kann Aufklärung unterhaltend stattfinden. Die skurrile Metaphysik setzte die Regisseurin Judith von Radetzky fantasievoll in  absolut entsprechenden Bildern um. Überboten wurden die Inszenierung  von den lebensnahen Schauspielern – grandios amüsant.“

Veronika Dimmer zuletzt beschrieb die Premiere als einen „fabelhaft komischen Abend über Glücksvorstellungen, Lebenspläne und die fatale Mischung aus Spiritismus und Ökonomie. Die Schauspieler wechseln spielend die Zeit- und Handlungsstränge, bis sie sich am Ende lustvoll im selbst gesponnenen Netz verstricken.“
Aber am besten machen Sie sich selbst ein Bild. Noch bis zum 12.12. ist das möglich immer Mi bis Sa, 20.30, Reservierung 089 – 34 58 90 · tams(et)tamstheater.de

Tür auf, Tür zu von Ingrid Lausund, Regie Judith von Radetzky in Tamstheater München – ab 22.4. wieder!

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von Ingrid Lausund

Auf Grund des großen Erfolges wird die Inszenierung am 22.4.2015 wiederaufgenommen.
Anneliz geht nur mal kurz raus frische Luft schnappen. Die Tür hinter ihr schlägt zu. Plötzlich und ohne Vorbereitung ist sie draußen und kommt nicht mehr rein. Sie, der bisher alle Türen offenstanden, versteht die Welt nicht mehr! Ist sie Opfer einer Intrige geworden? Handelt es sich um ein Missverständnis? Hat jemand einen Fehler gemacht oder sich einen dummen Scherz erlaubt?
So leicht lässt sie sich nicht unterkriegen!
Eine sprechende Tür, ein auf eine einzige Person eingedampfter Chor und Anneliz, eine selbstbewusste Frau, die immer wieder Anlauf nimmt und immer wieder scheitert, genügen Ingrid Lausund, um in absurden, ausgelassenen Dialogen das Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, die nur Sieg oder Niederlage, drinnen oder draußen kennt:
Eine temporeiche Tragikomödie über das zerbrechliche Glück.

mit Katja Amberger, Burchard Dabinnus, Lorenz Seib
Regie Judith von Radetzky
Bühne & Kostüme Claudia Karpfinger
Assistenz Isabel Kott, Katharina Schmidt
Licht Peter Mentzel
Eine Produktion des TamS Theaters

ab 10.Oktober bis 09.November
jeweils Mi – Sa um 20:30 Uhr
im TamS Theater
www.tamstheater.de

„Der Abend ist ein Triumph des „armen“ Theaters und der Verwandlungskunst“ …
so beginnt die Rezension von Sabine Leucht in der Süddeutsche Zeitung … „Vor allem der von Lorenz Seib. Als Chor stellt er sich vor, der aus Spargründen sämtliche Nebenrollen mit übernimmt. Und das sind in Ingrid Lausunds „Tür auf, Tür zu“ eine Menge. Denn es geht um die hektischen Kontaktimprovisationen des gesellschaftlichen Lebens, um das „Du auch hier?“ und das Wir-sind-ja-alle-so-Wichtig derer, deren Seelenheil vom Dazugehören abhängt. Anneliz ist so eine und hat in Gestalt von Katja Amberger gerade ein Bündel von Party-Begegnungs-Quickies mit Burchard Dabinnus und dem multiplen Seib absolviert, als sie beim Luftschnappen ausgesperrt wird: „Die Tür ist zu!“ Nun steht sie also wie Kafkas Herr K. vor dem Türhüter. In einem Draußen, das im TamS anfangs noch freundlich ist, weil die Kollegen zärtlich quaken und Anneliz´ nackte Füße massieren. Doch die beiden Herren kontrollieren auch den Eingang ins Allerheiligste oder kommen höchst unerbaulich als schrille Dumpfbacke oder depressive Mützenhäklerin durch eben jene Tür, die ihr selbst verschlossen bleibt. … Gerade, als man sich nach mehr Konkretheit in Anneliz´ Absturzgeschichte zu sehnen beginnt, läuft die klug zwischen hysterischer Hyperventilation und Ernst ausbalancierte Inszenierung Judith von Radetzkys in einer konzentrierten Persiflage erfolgreichen Lebens aus. Und auch die kommt ganz aus der Kraft des Spiels und der Imagination.“