Platon spielen? Platon spielen … Platonstudio ab Januar 2019

Graphit Theater Labor ist Forschungs- und Produktionsstätte. Judith von Radetzky gründete Graphit im Jahr 2006 parallel zu ihrem Studium bei Anatolij Vasiliev in Lyon, aktive Angebote wurden ab 2008 gemacht.

Das moderne Theater neigt dazu, vor allen Dingen Ausdruck der tagesaktuellen Realität zu sein. Der Schauspieler spiegelt oder imitiert diese Realität durch seine persönlichen Erfahrungen. Es fällt ihm zunehmend schwer darüber hinaus zu wachsen, d.h. mit mehr als der persönlichen Erfahrung zu arbeiten.  Um jedoch etwas, was nicht offensichtlich ist, aufscheinen zu lassen, bedarf es besonderer Fähigkeiten des Schauspielers. Er kann mit Unterstützung der Regie lernen sein Unbewußtes zu nutzen und sein kreatives poetisches Potential zu entdecken. Die Inhalte, die sich dadurch öffnen sind für alle Beteiligten oftmals überraschend. Die Arbeit mit Platon entzieht dem Schauspieler alle Gewohnheiten der Imitation, er muss sich selbst hinterfragen und klar menschlich, ja philosophisch positionieren. Er ist  als Mensch und Künstler maximal herausgefordert.

Die Recherche bezieht sich also vor allen Dingen und zuallererst auf den Darsteller, denn er steht nach wie vor im Zentrum des Theaters.

Wir als Schauspieler benötigen ein stetes Training, um unser Instrument wach, flexibel, und lebendig zu erhalten. Wenn wir neue Wege gehen, wirkt das wie eine Frischzellenkur auf unsere Kreativität.

Das Platonstudio erobert sich diese neuen Wege. Mit den Dialogen von Platon begeben wir uns auf einen bizarren aber spielerischen Weg uns durch Sokrates ebenso provozieren zu lassen wie seine Zeitgenossen.

Das psychologische Spiel ist die Basis der russischen Schule. In der Situation lebt der Konflikt von den Ereignisses, die die Situation verändern. Mit Platons Dialogen zu arbeiten, ist  ein bewusst gewähltes Kontrastprogramm, denn mit dem psychologischen Realismus und einem situativen Spiel kann man keinen der Dialoge für die Bühne öffnen.

Das heißt man braucht andere Quellen. Und hierin liegt das Abenteuer.

In den Dialogen von Platon sind es nicht Situationen, sondern Ideen, die im Konflikt zueinander stehen. Und diese Ideen sind nicht abstrakt, sondern betreffen ganz konkret unsere Existenz als Mensch.

Wir werden unterschiedliche Dialoge erarbeiten. Zur Disposition stehen Menon, Ion und Gorgias.

  

 

Photo by EVREN AYDIN on Unsplash

Direkter Monolog – Direkte Bewegung, eine künstlerische Begegnung vom 8.4. bis zum 12.4. 2017

Direkte Bewegung  Direkter Monolog

Der amerikanische Schauspieler/in  imponiert durch sein emotional authentisches Spiel. Er trainiert sich in Methoden, die es ihm ermöglichen Echtheit hervorzubringen. Aber nicht jeder Text, nicht jede Rolle lässt sich mit diesen Methoden öffnen. Es kann sogar passieren, dass genau diese Methoden eine Rolle um ihr Potential bringen.

Direkter Monolog

Der Monolog ist zunächst wie eine Landschaft mit vielen Eindrücken und Verstecken, die anfangs ungeordnet sind. Dieses Chaos kreativ nutzen heißt sich der Vielfalt und dem Potential seiner selbst zu öffnen. Statt sich in einen vorgeschriebenen Weg zu zwingen, holt man hervor, was sich im kreativ Unbewussten verbirgt  – hervorholen, herausbringen und sodann alle kreative Energie zu einer Einheit bündeln.

Direkte Bewegung

meint direkt in Kontakt mit der Lebenskraft zu kommen. Sie ist immer wirksam in aber ebenso  um uns. Während der 5 Tage bringen wir uns in spürbare Verbindung mit der eigenen Kraft. Wir holen sie hervor und ordnen sie.

Das Treffen Direkte Bewegung – direkter Monolog  wird während der 5 Tage einen Impuls setzen,  sein eigenes Potential zu entwickeln.  Ideologie, Dogmatik, strenge Methodik bringt Selbstbeschränkungen hervor. Die Kommunikation mit sich selbst und seinen inneren Quellen ist ein komplexer Weg, der zutiefst befriedigt.

Vorgehensweise

Die Gebühr beträgt 250 Euro. Sie kann teilweise erstattet werden durch die GVL, falls man dort Mitglied ist.

Die Teilnehmerzahl ist auf bis zu 8 Personen beschränkt, um eine individuelle Arbeit zu gewährleisten. Anmeldung mit Anzahlung von 100 Euro bis zum 25.3.2017, der Restbetrag ist spätestens am ersten Seminartag zu begleichen. Bei Rücktritt fällt eine Bearbeitungsgebühr von Euro 30 an.

Es wird nach dem Treffen die Möglichkeit angeboten zunächst in Einzelstunden bis zu einem Folgeseminar die Arbeit zu vertiefen.

Leitung

Judith von Radetzky unterrichtet Schauspiel, Regie, Qi Gong. Nach intensiven Arbeiten im Schauspiel und  in der Regie und Pädagogik mit unterschiedlichen Methodiken, ergründet sie weitere Wege, die dem Schauspieler zu Echtheit und künstlerischer Tiefe verhelfen. Weitere Infos unter Leitung und Organisation.

 

 

 

 

Ab Oktober 2017 Qi Gong – die eigene innere Kraft entdecken

neuer Kurs ab 13.10.2017

alle Informationen unter

Die eigene innere Kraft entdecken

Worum geht es im QiGong?

„….. In dieser komplexen menschlichen Welt eine Stille und Ruhe im Geiste bewahren zu können, der Zeit entsprechen und ihr folgen, in den tiefsten Bereich deines inneren Herzens zu gelangen, im Moment leben, das Herz beruhigen und sich kultivieren. Wenn du beispielsweise die ganze Zeit unglücklich bist, dann liegt das daran, dass du nie im Moment lebst und nie den feinen Geschmack des menschlichen Lebens kostest. Diesen feinen Geschmack des Lebens zu kosten, Herz, Seele und Geist zu reinigen, ohne Zweifel zu sein – dies ist ein Zustand, in dem man Körper und Wesensnatur kultiviert und nährt.“ (Lehrer Li, Institut Li München)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grenzenlos Frei …!? Dom Juan vom 20.10. – 26.10.2015 Seminar für Schauspieler und Regisseure

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Fotos Seminar Oktober 2015

Liebe Kollegen/innen,

dieses Seminar bietet Schauspielern und Regisseuren die Möglichkeit zusätzlich zum Spielen im psychologischen Realismus (Umstände, Situation) einen anderen Weg des Erarbeitens einer Rolle kennenzulernen. Die Werke Molieres und Shakespeares vermitteln einem deutlich den Eindruck, dass es hier nicht nur um die gegebenen Situationen geht, sondern auch um grundsätzliche Fragen, die dialektisch  bis zum Finale entwickelt werden. Die “Spielstruktur” eröffnet uns die Möglichkeit, den dialektischen Konflikt ins Spiel und in Bewegung zu bringen mit Ironie, Humor und perspektivischem Denken. So können wir völlig neue Möglichkeiten des Spielens in uns hervorbringen und das eigene Verständnis und Können erweitern.

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Dom Juan
Der Mythos des Dom Juan so wie er von Molière vorgeschlagen ist, wird uns dabei stimulieren und helfen. Dom Juan ist ein Suchender. Er brennt. Die treibende Kraft für jeden Kreativen ist das Verlangen ständig neu zu schaffen, auch er brennt. Für den Bühnenkünstler zählt nur der Augenblick, ebenso wie für Dom Juan. Das ständige Vergehen und Verglühen nimmt er in Kauf, denn es wartet ja schon das nächste Glück. Molière‘s Werk berührt in fast brutaler und unerträglicher Art und Weise das Brennen, das sich nicht um menschliche Beziehungen schert. Ein Brennen, das durch nichts und niemanden aufzuhalten ist. IMG_6944

TheaterLabor Um die Passage vom geschriebenen zum szenischen Text vollziehen zu können, brauchen wir das Verständnis: was ist die Hauptidee des Werkes, also seine Perspektive? Die psychologische Struktur gewichtet immer den Ausgang eines dramatischen Textes als das wichtigste Element – die Spielstruktur dagegen das Ende, die Zukunft, das, was wir vorausahnen. Sind wir uns darin einig geworden, werden die Ideen – Oppositionen zwischen den Figuren genauer benannt, ebenso die Kompositionen der Teile. Durch die praktische Arbeit auf der Bühne wird immer und immer wieder geprüft, erforscht und gestaltet, so dass sich in einer Gruppe ein lebendiger gemeinsamer Prozess des Entdeckens eines eigenen Werkes einstellt, denn sobald der szenische Text erscheint, stirbt der literarische.

Dieses Seminar ist die letzte Gelegenheit den Regisseur Philippe Cotten/Paris kennenzulernen.
Er und ich teilen denselben künstlerischen Hintergrund. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung. Entsprechende tägliche Trainings unterstützen den Arbeitsprozess.

IMG_6600Dieses letzte Seminar ist die einzigartige Gelegenheit den Regisseur Philippe Cotten/Paris kennenzulernen.
Er und ich teilen denselben künstlerischen Hintergrund. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung. Entsprechende tägliche Trainings unterstützen den Arbeitsprozess.

The Dom Juan Project ist eine deutsch französische Kooperation zwischen Graphit Theater Labor und spectacle laboratoire/Paris in 2015-2017. Dieses Seminar ist das letzte vor der geplanten Produktion.
Die Reihe und Produktion ist initiiert von Judith von Radetzky und Philippe Cotten, Gast aus Paris. Beide sind geprägt durch die russische TheaterSchule, die in den 90iger Jahren dem Westen endlich wieder direkt zugänglich wurde. Sie lernten bei Stellvertretern dieser Schule wie Adolf Shapiro, Jurij Alschitz oder Anatolij Vassiliev. Philippe Cotten hielt sich viele Jahre am Theater `Schule für Dramatische Kunst- Anatolij Vassiliev´ in Moskau auf. Beide haben in der einzigen europäischen Regieklasse von Anatolij Vassiliev in Lyon an der L’ENSATT (Hochschule der TheaterKünste) studiert. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung.

 

Termin 20.10 bis 26.10. 2015, tägl. 12 bis 19 Uhr, außer 20.10. (15 bis 22 Uhr)
Teilnehmerzahl begrenzt
Teilnahme nur auf schriftliche Bewerbung hin (Projektplanung), nur für professionelle Künstler.

320 Euro, Ermäßigung auf Anfrage möglich.

(GVL-Förderung (1/3 der Gesamtkosten) bei vorheriger Anmeldung bei der http://www.gvl.de möglich)

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit herzlichem Gruß
Judith von Radetzky

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copyright Radetzky/Broneske

 

Teilnehmer feed back – Don Juan part 2 + 3, 2016

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zu part 3

Elodie Colin: ..noch auf ein Wort um Euch MERCI zu sagen für die wunderbaren Momente, die wir miteinander geteilt haben-Momente, die so essentiell, selten und wertvoll sind! Ich bin wirklich froh, dass ich an Eurem Seminar teilnehmen konnte, soviele angenehme Begegnungen hatte, und beginnen konnte neue Fenster der Recherche zu öffnen für diese sublimen Werke  mit denen Ihr gearbeitet habt; das war für mich eine wirkliche Freude- mit einem Wort, einfach und ehrlich:DANKE

un petit mot pour vous dire un immense MERCI pour ces beaux moments partagés – tellement essentiels, si rares et si précieux ! je suis vraiment ravie d’avoir pu participer à votre workshop où j’ai fait de si jolies rencontres, et d’avoir commencé à ouvrir ces nouvelles fenêtres de recherche sur ces œuvres sublimes sur lesquelles vous travaillez; ça a été une vraie joie pour moi – en un seul mot, simple et sincère : DANKE

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IMG_6736zu part 2

Rene Hofschneider

Mir gehen noch einige Gedanken zu unserer Arbeit durch den Kopf, die ich gerne teilen möchte.

Am Ende kann dort ein Künstler auf der Bühne stehen.
Jemand, der schöpft, indem er sich der Schöpfung preisgibt.
Ein Mensch, der lebt.

Im Grunde trainieren wir die Bereitschaft zu dieser Hingabe.
Wir wollen unsere Vorstellungen hinter uns lassen.
Wir sehnen uns nach Unmittelbarem.

Für mich der stärkste Antrieb, am Leben zu bleiben.
Das Wissen, dass dort eine Freiheit herrscht.
Wo Sein-Können das Sein-Müssen verdrängt.

So… genug der hehren Worte…

…..

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Maß für Maß 18.-24. März 2013 Seminar in Witten mit Judith von Radetzky

Vorankündigung: vom 18. bis 24.3.21013 in Witten „Maß für Maß“ von Shakespeare

Der Theaterraum wird zum Entschleunigungsraum, in dem Undenkbares oder lange Vergessenes wiedererscheinen darf: Glück, Vernunft und Spiritualität gehören untrennbar zusammen und müssen auch heftige Leidenschaft nicht unterdrücken oder bekämpfen. Maßlos in seiner Vision erinnert uns Shakespeare an  funktionierende Gemeinschaft, in der sogar Gefängnisse überflüssig werden.

Slam-Dialoge heißt, wir entwickeln unsere Fähigkeit wie Fechter in der Luft zu agieren – auf dem Boden eines klaren Verständnisses der Entwicklung einer Szene.Wir wollen anhand von Shakespeares Stück unser Potential zu modernen und eigenständig denkenden Künstlern entfalten. Was haben wir zu sagen, was empört uns, wie positionieren wir uns in Zeiten der ständig wachsenden Radikalisierung und gleichzeitigen Orientierungslosigkeit um uns herum?  Der moderne Schauspieler hat eine künstlerische und  menschliche Verantwortung. Er sollte seine individuellen Positionen formulieren, sie und seine Seele sichtbar machen und auf der Bühne entfalten lassen können. Aber wie?Hierzulande weitgehend noch unentdeckte Arbeitsmethoden der russischen Schule werden von Judith von Radetzky vermittelt.

Leitung Judith von Radetzky, sie studierte von 2004 bis 2008 Regie unter Anatolij Vasiliev in Lyon an der Ecole Nationale Supérieure. Seit 2004 unterschiedlich Inszenierungen. Seit 1983 arbeitet sie als Schauspielerin an zahlreichen Theatern (Basel, Konstanz, Zürich, Stuttgart usw.) sowie in verschiedenen Film -und Fernsehproduktionen.

 Zeit 18. März bis 24.März 2012  jeweils 10 – 16 Uhr, 7 Tage

Kosten 150.-€ für Hartz IV Empfänger

310. – € für Einkommen unter 1400€ (Jahresdurchschnitt)

350.-€  für Besserverdiener (ab 1400€)

Mitglieder der GVL können dieses Seminar zur Förderung einreichen.

Anmeldung mit kurzem Lebenslauf an

Angela Eickhoff, Kleiststr. 19, 65185 Wiesbaden

Tel. 0611/ 9 71 70 62 9

angela.eickhoff@gmx.net

Asiatische Energiearbeit für Schauspieler und Tänzer

Vom Tun zum Geschehen lassen

Als Darstellender Künstler brauchen wir einen klaren Geist, der sich konzentrieren und aus der Präsenz heraus agieren kann, wenn Körper, Geist und Seele  harmonisch in-und miteinander leben entsteht eine ungeahnte Freiheit.  Starke Ängste oder zu starke gedankliche Arbeit behindern die eigene Vorstellungskraft und den freien Ausdruck, denn durch den nur abstrakten Gedanken kann man nichts über das innere Wesen der Dinge und Rolle erfahren.

In diesem Seminar  erfahren Sie die ausgleichende Wirkung sanfter Übungen auf ihr organisches und emotionales System. Dies führt zur gesteigerten Beruhigung, und schafft den Raum, in dem sich Intuition und Phantasie entfalten können.

Ziel des Seminars ist es Übungen zu vermitteln, die ihnen langfristig helfen können

–          Zu einem konzentrierten Geist- ohne Angst

–          Zu einer aufgerichteten Wirbelsäule

–          Zu einem schnellen Reaktionsvermögen

–          Zu einem flexiblen Körper, der in allen Gelenken offen ist

–           Zu einer lebendigen und kraftvollen Vorstellungskraft

–          Von der Lungenatmung zur Bauchatmung für eine geerdetes Sprechen

Im Kern geht es um einen langsamern Transformationsprozeß. Ich schließe meinen Geist und meinen Körper an die überall existente Energie,“Qi“ genannt, an. Durch die Vorstellung, durch die Phantasie verwandle und transformiere ich den eigenen Körper. Nach einiger Zeit wird er  leicht, fließend und voller Eleganz.

Leitung

Judith von Radetzky ist seit 32 Jahren Schauspielerin, Schauspielcoach und Pädagogin und seit einigen Jahren Regisseurin. Sie hat eine abgeschlossene Education in der Feldemkraismethode sowie einen Abschluss als Qi Gong Lehrerin vom Qi Gong Institut Li/München. Sie übt seit 1993 verschiedene Praktiken des Buddhismus und daoismus. Sie vermittelt das erste Mal in diesem Seminar ihre Erkenntnisse über die Zusammenhänge von asiatischer Energiearbeit und westlicher Schauspielmethodik.

 

Termine

Freitag 9.11., 18 bis 21 Uhr

Samstag 10.11., 10 bis 17.30 Uhr

10 Euro von jedem als Beitrag für die Raummiete

Anmeldung unter:  info@graphit-berlin.de

Weitere Auskunft unter Telefon 030/ 8249288

Graphit Theaterlabor

Kreuznacherstr.46

14197 Berlin

Ein Workshop-Erfahrungsbericht von Angela Eickhoff

Die Arbeitsweise von Judith von Radetzky

(nach der Etudenarbeit von A.Vassiliev/K. Stanislawski)

Ein Workshop-Erfahrungsbericht

Vor 2 Monaten habe ich einen Workshop mit Judith v. Radetzky besucht, weil mich ihr Flyer interessiert hat. Es klang nach tiefer schürfender Theaterarbeit, nach Neuem, nach Suchen, nach all dem, wozu man in der normalen Probenarbeit kaum Zeit hat.

Wir haben uns anhand des Shakespeare Stückes „Maß für Maß“ der Etuden- Arbeit von Stanislawski genähert. Diese spezielle Arbeit an einem Text, hat sich in der westeuropäischen Welt noch nicht so verbreitet, wie Stanislawskis andere „Methoden“ („The Method“), da er diese in seinen späten Jahren entwickelt hat, als der Eiserne Vorhang schon gefallen war.

Ich glaube, ich kann noch nicht zu Gänze sagen, was diese Arbeit alles beinhaltet, aber der Kern ist folgender:

Man unterteilt den Text/ die Szene in viele kleine Sinneinheiten und spielt diese Abschnitte erstmal lange mit eigenen Worten durch. Man weiß also, wer wann was zu sagen hat, aber man sagt es mit eigenen Bildern und Worten (ausgehend natürlich von der Erfahrungswelt der jeweiligen Figur und sich selber). Man kaut so lange an einem Bild herum, wie man möchte. Loopings sind erlaubt, alles was dazu dient, den Text mit eigenen Bildern anzureichern. Schrittweise wird dieses Improvisieren über den Text zurückgefahren, bis nur noch der eigentliche Text überbleibt, den man in einer Art und Weise verstanden, durchdrungen und sich zu eigen gemacht hat, wie es sonst im Theater nicht möglich ist. Am Ende kann man nur noch den eigentlichen Text sagen, weil er ein Konzentrat dessen ist, was man vorher entwickelt hat.

Das heißt, dass man in dieser improvisatorischen Arbeit sehr bei sich bleibt und von sich ausgeht. Natürlich hat man eine Figur vor Augen- in meinem Fall war das Isabella, eine Novizin, die erst alles Körperliche als Hindernis auf ihrem geistlichen Weg ablehnt und am Ende den Herzog heiraten wird, weil sie in ihrer Entwicklung lernt, dass auch die Verbindung zwischen Mann und Frau eine geistige Ebene öffnen kann.

Man gibt sich als Schauspieler preis, versteckt sich nicht hinter einer Rolle. Was in weiterer Folge auch bedeutet, dass man dem Zuschauer sich ganz anders preis gibt. Etwas sagt über sich, seinen Haltungen, Anschauungen.

Judith sagte einmal, Stanislawski hätte gesagt: Das Theater, ohne Gott, ist tot. Und interessanterweise kamen wir auch immer auf „höhere“ Themen zu sprechen, zu denen man irgendeine Haltung beziehen muss. Welche auch immer.

In diesem Sinne habe ich eine Arbeitsweise erlebt, die auf ganz andere Art gesellschaftliche Relevanz hat. Eigentlich etwas, was man sich immer vom Theater gewünscht hat, was aber im Alltagsprozess immer wieder versickert. Ein Theater, das Stellung bezieht, dadurch, dass Menschen auf der Bühne Stellung beziehen. Sehr spannend.

Die Probensituation sah so aus, dass wir morgens immer ein Training machten. D.h. Übungen, die die Sinne und Antennen des Menschen und Spielers auf die konkrete Arbeit vorbereiten- inhaltliche Vorübungen, Partner- und Gruppenübungen, Übungen, die die Etüdenarbeit verständlicher machen…

Danach gab´s eine Besprechung des jeweiligen Abschnitts mit Judith. Und dann haben sich die Partner zusammen auf die Szene vorbereitet.  Sehr hilfreich war, dass drei von den Teilnehmern schon länger mit der Arbeit vertraut waren und man so gut von dem Partner lernen konnte. Den Abschluss machte die eigentliche Etudenarbeit. Die Paare haben dabei selbst bestimmt, wann sie dazu bereit waren. Und los ging´s, ohne Netz und doppelten Boden.

Das hat mal super geklappt, mal gar nicht. Aber so ist das, wenn man Neues lernt. Ich denke, so ist das bei dieser Arbeitsweise generell. Weil sie eben so stark mit den Spielern verknüpft ist. Dann hängt der Erfolg plötzlich von allem ab: ob man bereit ist sich zu öffnen, zusammenspielt, bei Kräften ist, Lust hat/ Angst hat, sich Zeit nimmt, einlässt…

Diese Arbeit lernt man nicht in 8 Tagen (so lange ging der Workshop, den ich besucht habe). Aber ich habe eine Ahnung bekommen, was Theater sein und leisten kann. Und ich habe Dinge, Kniffe, gelernt, die mir in meiner jetzigen Theaterarbeit großartige Dienste leisten- Britta und ich haben dadurch für uns in unserem gemeinsamen Kinderstück „Die Prinzessin und das Küchenmädchen“ einen Durchbruch an einer Stelle erzielt, die nie richtig funktioniert hat- nach 5 Jahren Spielen desselben Stückes!-…

Also ich fand diese Arbeit sehr lohnenswert, sehr spannend. Ich will mehr davon. Und ich wünschte, dass sich die Theaterwelt bei uns mehr darauf einlässt. Dann haben wir nämlich wieder ein Theater, dass die Gesellschaft spiegeln kann, dass schockieren und wachrütteln kann, nicht durch blöde Provokation, sondern durch Haltung.

Angela Eickhoff

Referenz Seminar Shakespeare

Slam-Dialoge mit Shakespeares „Maß für Maß“

Eine achttägige intensive Fortbildung für Schauspieler, unter der Leitung der Regisseurin Judith von Radetzky (Foto oben)  im März 2012

von Susanne Meyer/ Teilnehmerin

Slam-Dialoge mit Shakespeares Stück“ Maß für Maß“!? Was mag das sein? Geht das überhaupt?

Lässt sich das Werk dieses Genies wirklich auf diese Art bearbeiten?

Es geht! Und wie! Ich habe es selbst während eines achttägigen Seminars im März ausprobiert.

Und wie? Die Kunst ist: Sorgfältige Vorbereitung/Begleitung durch die Regisseurin Judith von

Radetzky und das Sich-Einlassen auf den Moment. Ein dreiteiliger Aufbau des Seminars

– Körpertraining, Textanalyse, Spiel auf der Probebühne inkl. Feedback – hilft dabei, das Instrument

des Schauspielers zu stimmen. Am Beispiel der Dialogszene zwischen Isabella und Angelo im 2. Akt

wurde der Text mit eigenen Worten erarbeitet, wurden die großen, ewig gültigen Fragen der

Menschheit behandelt und der Sinn des Textes geschmeidig gemacht. Auf der Bühne wurde dann mit

eigenen Worten das Spiel gestaltet.

Dabei führt das Schaffen aus dem Nichts, die Improvisation, das Weitertreiben des Dialogs mit den

eigenen sprachlich-körperlichen Mitteln zu der wunderbaren Erkenntnis: Auch ohne den Original-

Text zu benützen, schafft man es, dem Sinn des Stückes Leben zu geben. Das wirklich

Herausfordernde selbst für einen professionellen Künstler ist das Sich-Abkoppeln vom Ursprungstext,

das Ringen um den eigenen authentischen Ausdruck und das Sich-Einlassen auf eine völlig

ungeplante Spielsituation, die erst im Moment entsteht.

Ohne konzentrierte, engagierte Arbeit aller Beteiligtenwäre das nicht möglich gewesen, aber es hat

den acht Künstlern auch sehr viel Spaß gemacht und den Kopf „umgerührt“! Fortsetzung folgt!

(Nächstes Seminar: Slam-Dialoge mit Shakespeares „Maß für Maß“ vom 21.6. bis 30.6.2012)

Foto: Stefan Klüter

Slam Dialoge mit Shakespeare 2012

Slam – Dialoge mit Shakespeares  „Maß für Maß“    

Seminar:  vom 21.6. bis 28.6. 2012

Leitung Judith von Radetzky

„Der Mensch ist die Kraft, die er spielt. Der Mensch ist die Kraft, die ihn spielt.“ (Judith v.Radetzky)

Streitbar, poetisch, bewegend, lebend – Shakespeare improvisiert! Maß für Maß ist eine Auseinandersetzung über die Tödlichkeit verabsolutierter Ideale. Ein Stoff, der hart am Rande des Todes seine Lektion heiter erteilt.

Slam-Dialoge heißt, wir entwickeln unsere Fähigkeit wie Fechter in der Luft zu agieren; auf dem Boden eines klaren Verständnisses der Entwicklung einer Szene. Wir wollen anhand von Shakespeares Stück unser Potential zu modernen und eigenständig denkenden Künstlern entfalten.Was haben wir zu sagen, was empört uns, wie positionieren wir uns in Zeiten der ständig wachsenden Radikalisierung um uns herum?  Der moderne Schauspieler hat eine künstlerische und  menschliche Verantwortung, er sollte in der Lage sein, seine individuellen Positionen und Ziele zu formulieren, anzusteuern, sie, sich und seine Seele sichtbar zu machen. Aber wie?

Slam-Dialoge helfen uns zu erlernen wie man Rolle und Thema erforschen kann und eigene Standpunkte findet; wir spielen keine Charaktere, hinter denen wir uns verstecken, sondern agieren aus unserer menschlichen Präsenz heraus entlang der Linie der Rolle ohne Klischees oder Verstellung. Eine vertiefende Handlungsanalyse und ein energetisierendes Training helfen dabei dem thematischem Nukleus und der verborgenen Handlung von Shakespeare auf die Spur zu kommen.

Normalerweise sind wir es gewohnt einen Text zu nehmen und ihn auswendig zu lernen. Man schaut wie man ihn „umsetzen“ kann. Der Text gibt uns Halt. In unserer Probenarbeit entziehen wir diesen Halt. Wir slamen.

Hierzulande weitgehend unbekannte und geheime Arbeitsmethoden der russischen Schule werden von Judith von Radetzky vermittelt.

* Zitat von Paul Klee


Dieses Seminar ist ein gegenseitiges Auswahlseminar und die Basis für eine weitere Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Spielleitung. Slam-Dialoge werden im September 2012 fortgesetzt. Ziel ist in 2013  improvisierte Shakespeare Monologe und Dialoge einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Desweiteren ist eine Produktion für Sommer 2013 geplant. Diese Planung hängt allerdings ab von einer gesicherten Finanzierung.

Leitung: Judith von Radetzky

Zeit: 21. Juni bis 28. Juni  jeweils 10 – 16 Uhr, 8 Tage

Kosten: 350 .- für Gutverdiener (ab 1400.-/ Jahresdurchschnitt)

280.- für Einkommen unter 1400.-/Jahresduchschnitt),

150.- für Hartz IV Empfänger   / Nachweis erforderlich

Mitglieder der GVL können dieses Seminar zur Förderung einreichen.

Ort: wird bei Buchung bekanntgegeben

Anmeldung: mit CV an info@graphit-berlin.de

Die notwendigen Vorbereitungsarbeit wird 2 Wochen vor dem Seminar bekannt gegeben

Für weitere Fragen sich bitte wenden an 030 8249288

Judith von Radetzky  studierte von 2004 bis 2008 Regie unter Anatolij Vassiliev in Lyon an der école nationale supérieure ENSATT. Seit 1983 arbeitet sie als Schauspielerin an zahlreichen Theatern (Basel, Konstanz, Zürich, Stuttgart usw.) sowie in verschiedenen Film -und Fernsehproduktionen. Seit 2004 unterschiedliche Inszenierungen, u.a. Undine geht von Ingeborg Bachmann, Sommertheater Rosslau,2004; Platon/Phaidros-Magritte, eingeladen zum Festival in Avignon 2008; Louise Millerin von Friedrich Schiller am Ballhaus Ost in Berlin Februar 2010; Dialoge zu Kunst. Goethe.Platon.Kleist, öffentliche Proben in den Uferstudios, im Dezember 2010; Über das Marionettentheater in der Nikodemus Kirche und als Gastspiel in Hamburg im Mai 2011. Herbst 2011 Dreharbeiten zu Polizeiruf 110.

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