Direkter Monolog – Direkte Bewegung, eine künstlerische Begegnung vom 8.4. bis zum 12.4. 2017

Direkte Bewegung  Direkter Monolog

Der amerikanische Schauspieler/in  imponiert durch sein emotional authentisches Spiel. Er trainiert sich in Methoden, die es ihm ermöglichen Echtheit hervorzubringen. Aber nicht jeder Text, nicht jede Rolle lässt sich mit diesen Methoden öffnen. Es kann sogar passieren, dass genau diese Methoden eine Rolle um ihr Potential bringen.

Direkter Monolog

Der Monolog ist zunächst wie eine Landschaft mit vielen Eindrücken und Verstecken, die anfangs ungeordnet sind. Dieses Chaos kreativ nutzen heißt sich der Vielfalt und dem Potential seiner selbst zu öffnen. Statt sich in einen vorgeschriebenen Weg zu zwingen, holt man hervor, was sich im kreativ Unbewussten verbirgt  – hervorholen, herausbringen und sodann alle kreative Energie zu einer Einheit bündeln.

Direkte Bewegung

meint direkt in Kontakt mit der Lebenskraft zu kommen. Sie ist immer wirksam in aber ebenso  um uns. Während der 5 Tage bringen wir uns in spürbare Verbindung mit der eigenen Kraft. Wir holen sie hervor und ordnen sie.

Das Treffen Direkte Bewegung – direkter Monolog  wird während der 5 Tage einen Impuls setzen,  sein eigenes Potential zu entwickeln.  Ideologie, Dogmatik, strenge Methodik bringt Selbstbeschränkungen hervor. Die Kommunikation mit sich selbst und seinen inneren Quellen ist ein komplexer Weg, der zutiefst befriedigt.

Vorgehensweise

Die Gebühr beträgt 250 Euro. Sie kann teilweise erstattet werden durch die GVL, falls man dort Mitglied ist.

Die Teilnehmerzahl ist auf bis zu 8 Personen beschränkt, um eine individuelle Arbeit zu gewährleisten. Anmeldung mit Anzahlung von 100 Euro bis zum 25.3.2017, der Restbetrag ist spätestens am ersten Seminartag zu begleichen. Bei Rücktritt fällt eine Bearbeitungsgebühr von Euro 30 an.

Es wird nach dem Treffen die Möglichkeit angeboten zunächst in Einzelstunden bis zu einem Folgeseminar die Arbeit zu vertiefen.

Leitung

Judith von Radetzky unterrichtet Schauspiel, Regie, Qi Gong. Nach intensiven Arbeiten im Schauspiel und  in der Regie und Pädagogik mit unterschiedlichen Methodiken, ergründet sie weitere Wege, die dem Schauspieler zu Echtheit und künstlerischer Tiefe verhelfen. Weitere Infos unter Leitung und Organisation.

 

 

 

 

DIALOGE ZUR KUNST (2010)

Platon. Kleist. Kraznahorkai.

Im Sommer und Herbst 2010 erforschte das Ensemble von Graphit Theatertechniken anhand verschiedener Texte. Die Ergebnisse dieser Recherche wurde vom 11.-18. Dezember 2010 in fünf öffentliche Proben in den Uferstudios in Berlin-Wedding gezeigt.

 Fotos und Aufführung Ion

Inhalt

Alle Dialoge verbindet die Frage: Auf welcher Ebene erzielt das Theater seine Wirkung?
Ist das Theater in der Krise? Kann es kein kollektives Empfinden mehr hervorrufen? Kann das Theater kein Ort der Erkenntnis mehr sein? Was ist Kunst überhaupt und was kann sie?
Graphit öffnete seine Tür und zeigte die Ergebnisse der Recherche der letzten drei Monate an einem Abend auf der Grenze von Improvisation, freier Komposition und fest vorgegebener Struktur. Anhand von Dialogen zur Kunst von Kraznahorkai, Platon und Kleist geht das Ensemble zusammen mit dem Musiker Kamil Tchalaev der in den Dialogen provokativ gestellten Frage nach: Ist es überhaupt möglich, ein Künstler zu sein?
In dem die Schauspieler diese Frage auf der Bühne zu ihrer eigenen machten, denn sie betrifft sie ja, gewannen die Dialoge an Kraft, Aktualität und Brisanz.

Der Festivalpreis 2012 geht an
ION 
von Platon (Dialog aus dem Jahre 399 v.Ch.)

Jedes Theaterfestival will den Besten, den Originellsten, den neuen Star auffinden. Sokrates begegnet dem großen Ion aus Ephesus, einem renommierten Schauspieler, berühmt weit über die griechischen Landesgrenzen hinaus. Gerade wurde Ion bei einem der zahlreichen Theaterwettkämpfe, an dem er zum wiederholten Male aktiv teilgenommen hat, der Preis  ‚Bester Darsteller des Jahres’ zuerkannt. Er kann das Publikum faszinieren, wenn er Homer spielt, über Stunden, in immer verschiedenen Rollen, Langeweile kommt bei ihm nicht auf.
Und da, in diesem Moment des Siegestaumels, hinter den Kulissen, taucht Sokrates auf, der sich für die Schauspielkunst begeistert- und hat  noch diese und jene kleine Frage.
Was ist wohl Ions Geheimnis, woher der große Erfolg, was ist das für eine Kunst, die er beherrscht? Ja, ist es überhaupt eine Kunst, existiert eine Kunst des Schauspielens?
Die Untersuchung geht  überraschend in eine Richtung, die Ion ganz und gar nicht behagt…

Über das Marionettentheater  –  Heinrich von Kleist

Ein Tänzer, größter Star der Ballettszene und hochgelobt, sucht etwas wahrhaft Menschliches bei den Marionetten und ihrem Tanz, als Zuschauer sieht man ihn immer wieder auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, wo die kleine Bühne aufgeschlagen ist. Ein anderer, Kenner und Freund des Balletts, beobachtet ihn dabei. Er will ihm zur Rede stellen, ihm seine Motive entlocken, er kann nicht verstehen, was ein solcher meister hier zu suchen hat. So erfährt er, dass jener Meister die tanzende Kunst an ihrem Ende angelangt sieht, für ihn existiert sie nicht mehr- im Gegensatz zur Kunst des Marionettenspiels. Der Meister führt ihn in ein Labyrinth phantastischer Experimente, denen sich der Freund des Balletts schließlich  mit keinem Argument, mit keiner bisherigen Erkenntnis, mit keinem noch so ausgeklügelten Gedanken, mehr entziehen kann… Für den Meistertänzer hat ein mechanisches Gebilde mehr Grazie als ein Mensch es je erlangen kann.
Ein tiefsinnig-ironisches Plädoyer für den Künstler als ein utopisches Genie, für einen „vollkommenen“ Spieler oder Tänzer, der sein geweitetes Bewusstsein gepaart mit Können dem Publikum zur Verfügung stellt.

Kraznahorkai – Ein Mörder ist geboren  (Novelle)

Eine Mann, arbeitslos, hoffnungslos und in der Fremde,  gerät, ohne es zu wollen, in Barcelona in eine Ausstellung von alten Ikonen hinein. Die Wirkung dieser Ikonen auf ihn  ist so stark, das er flieht und rennend das Gebäude verlässt.
Was hat ihn so erschüttert?
Kraznahorkai konstruiert in dieser Novelle die Begegnung eines modernen Arbeitssklaven mit der religiösen Welt der Ikonen, ihrer Naivität, ihrer Schönheit, ihrer Verheißung, ihrem Gold, das für Reinheit steht. Der Arbeitssklave wird ein Messer kaufen…

Regie Judith von Radetzky, Musik Kamil Tchalaev

Es spielen Mathias Hörnke und Lars Jokubeit (Platon)/ André Scioblowski (Krasznahorkai), Stephan Maria Fischer und Anja Marlene Korpiun (Kleist)

Kritiken

14.12.2010

SPIEGELFECHTEREI

Der Raum in den Uferstudios erinnert an ein Klassenzimmer: Neonlicht, hoch angebrachte Fenster, Linoleumboden. Die Zuschauer sitzen entlang der Wände auf Klappstühlen, lauschen und gucken. Und versuchen nicht den Anschluss zu verlieren, denn es sind schon harte Brocken, die Regisseurin Judith von Radetzky und ihr Graphit-Theaterlabor dem Publikum da zum (geistigen) Kauen vorgeworfen haben: Anhand dreier »Dialoge zur Kunst mit Klavier und Trompete« geht das Ensemble der Frage nach, ob es möglich ist, ein Künstler zu sein.

Eine eindeutige Antwort findet der Abend nicht, zumal schnell feststeht, dass hier nicht eine fertige Inszenierung gezeigt wird, sondern eine öffentliche Probe an der Grenze zwischen Improvisation und vorgegebener Struktur. Judith von Radetzky, deren Methodik geprägt ist von der russischen Schule der Etüde, sieht ihre Produktionen im steten Wandlungsprozess begriffen und setzt auf die Kraft des Austauschs zwischen Schauspielern und Publikum – hier begleitet von avantgardistischen Trompeten- und Klavierklängen des Musikers Kamil Tchalaev.

Ursprünglich sollten die »Dialoge zur Kunst« Texte von Platon, Goethe und Kleist beinhalten. Doch da Darsteller André Scioblowski aufgrund privater Probleme wenig Zeit zum Proben blieb, wurde der Goethe-Dialoge ersetzt durch einen wunderbaren Monolog aus László Krasznahorkais Novelle »Ein Mörder wird geboren«. Eine gute Entscheidung, denn der zwischen absurder Tragikkomik und bitterem Zynismus schwankende Text des ungarischen Autors scheint dem hoch gewachsenen Scioblowski wie auf den Leib geschrieben.

Zudem holt der Funken sprühende Monolog die Zuschauer aus der Starre, in die der lange Auftakttext von Platon sie versetzt hatte. In »Ion« lässt Platon den Philosophen Sokrates mit dem kindlich-selbstzufriedenen Vortragskünstler Ion darüber diskutieren, ob Ions rhetorische und schauspielerische Fertigkeit göttlich inspiriert sind. Die beiden Darsteller agieren großartig und genießen ihre intellektuelle Spiegelfechterei sichtlich, doch ist das Streitgespräch als Einstieg schlicht zu kompliziert. Trotzdem: Wie Sokrates, den Matthias Hörnke als geistig überlegenen Künstlertyp im grauen Sakko gibt, den philosophisch unbeleckten Ion – von Lars Jokubeit dargestellt als eitler Mitte-Yuppie mit Hang zum Posieren – mehr und mehr in die Enge treibt, ist ein wunderbares Beispiel für edle Streitkultur.

Der letzte der drei »Dialoge« stammt von Kleist, dessen Essay »Über das Marionettentheater« die Grundfrage variiert, ob Gefühl oder Vernunft das Verhalten des Menschen steuert. Unübersehbar erotisch aufgeladen ist die Begegnung zwischen dem »Vernunftmenschen« Stephan Maria Fischer und der schönen Anja Marlene Korpiun als Tänzerin in geschlitztem weißen Kleid, die in der Quintessenz mündet, dass sich wahre Perfektion »nur in einer Puppe oder einem Gott« manifestiere.

Zusammen ergeben die »Dialoge zur Kunst« anspruchsvolles Theater, ästhetisch dargeboten – und passen somit gut in die Uferstudios, die sich mehr und mehr zu einer Tanz- und Theaterstätte außerhalb typischer Schubladenzuordnung entwickeln.

Anouk Meyer/Neues Deutschlan

Dialoge zur Kunst-Zuschauerkommentar

am 12.12.2010

Ein kühnes Unternehmen, theoretische, wenn auch dialogisch gehaltene Texte zur Kunst in den Theater-Raum zu stellen. Und…es ist gelungen!

Sokrates und Ion fechten einen zähen Zweikampf aus. Am Ende kann man sich vorstellen, dass – wie man sich erzählt – Ion zu denen gehört, die Sokrates den Schierlingsbecher gereicht haben. Matthias Hörnke und Lars Jokubeit ziehen den Zuschauer ganz und gar in ihren Bann, lassen Gedanken Gestalt werden im Raum, lassen durch die Intensität des Spiels auf der Beziehungsebene kaum spürbar werden, dass Platons insistierende Mäeutik ziemlich entnervend ist.

An die Stelle des Goethe-Textes tritt – zum Glück – André Scioblowski mit einem inneren Monolog nach einer Erzählung des ungarischen Autors Kraznahorkai, an dessen Ende der Zuschauer mit der Figur in einem unerträglichen Gefühl von Fremdheit zu Boden geht, und das, nachdem er endlich eine einzige Tür in dieser Welt offen findet, die zu einer Ausstellung von Ikonen. Wie Kunst auch zerstörerisch sein kann, erlebt der Zuschauer in diesem Spiel von großer Intensität.

Beinahe abrupt und befreiend entführen Anja M. Korpiun und Stephan Fischer mit dem Dialog über das Marionettentheater in die Welt der Leichtigkeit und Anmut. Mit Charme und Witz vermitteln sie die Erkenntnis, „welche Unordnungen, in der natürlichen Grazie des Menschen, das Bewusstsein anrichtet.“ (Kleist) Da sie doch keine Marionetten sind: ob ihr Bewusstsein wohl durch ein Unendliches gegangen ist?

Die minimalistisch eingesetzten Klänge und Töne des Musikers Kamil Tchalaev rhythmisieren, pointieren und erzeugen durchgehend eine vibrierende Spannung.

Man möchte sehr vielen Zuschauern diesen schönen Kunstgenuss im gar nicht so fernen Wedding gönnen.

Marianne Geist

Der Besuch, frei nach Dürrenmatt, am 16. und 17.2. im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

Wir reisen in eine kleine Stadt, irgendwo auf der Welt. Die Industrie liegt brach, keiner hat mehr Arbeit und Geld, niemand ist glücklich. Nur der Wunsch nach Veränderung ist groß. Plötzlich kündigt eine ehemalige Bewohnerin des Ortes ihren Besuch an. Sie ist in den letzten Jahren zu großem Reichtum gelangt und bietet ihrer alten Heimat immense finanzielle Unterstützung an, doch die Bedingung dafür ist ungeheuerlich!
Schüler der Walter Gropius Schule engagieren sich und spielen eine Geschichte, die zum Himmel stinkt….

Graphit Theaterlabor und die Schüler des 12. Jahrgangs der Walter Gropiusschule zeigen „Der Besuch“ frei nach Dürrenmatt.
Müssen wir uns jede Ungerechtigkeit gefallen lassen? NEIN! Oder doch?
Naja, schon, wenn wir selber ungerecht sind. Jedweder Maßstab, den wir an andere anlegen, können wir ebenso gut an uns selbst anlegen, nur das möchte keiner freiwillig tun….

Leitung: Judith von Radetzky (Graphit Theater Labor) und Cornelia Weis-Wilke (Walter Gropius Schule) und
Es spielen: Die Schüler des 12. Jahrgangs.

Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am 16. und 17.2 um 18.30

Bat-Yam-Platz 1, U-Bahn Lipschitzalle

Eintritt frei.

Der Besuch

Probenfoto Der Besuch

 

 

 

Ab Oktober 2017 Qi Gong – die eigene innere Kraft entdecken

neuer Kurs ab 13.10.2017

alle Informationen unter

Die eigene innere Kraft entdecken

Worum geht es im QiGong?

„….. In dieser komplexen menschlichen Welt eine Stille und Ruhe im Geiste bewahren zu können, der Zeit entsprechen und ihr folgen, in den tiefsten Bereich deines inneren Herzens zu gelangen, im Moment leben, das Herz beruhigen und sich kultivieren. Wenn du beispielsweise die ganze Zeit unglücklich bist, dann liegt das daran, dass du nie im Moment lebst und nie den feinen Geschmack des menschlichen Lebens kostest. Diesen feinen Geschmack des Lebens zu kosten, Herz, Seele und Geist zu reinigen, ohne Zweifel zu sein – dies ist ein Zustand, in dem man Körper und Wesensnatur kultiviert und nährt.“ (Lehrer Li, Institut Li München)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

24.3. World Theatre Day ! Anatolij Vassiliev dazu

Lets do it, lets move it!

Unsere Arbeitsbedingungen werden immer schwerer, aber unser Enthusiasmus stirbt nicht.

Happy World Theatre Day

Für dieses Jahr hat Anatolij Vassiliev eine Rede geschrieben, die uns Mut machen kann.

Ich empfehle die englische Version.

Rede zum Worl Theatre Day von Anatolij Vassilievv

kerstin

 

 

`Die Oppelts haben Ihr Haus verkauft´/ Kritiken / Tams Theater in München noch bis 5.12. 2015

 

Verehrtes Publikum!
Am 19.11. hatten „Die Oppelts haben ihr Haus verkauft“ von David Gieselmann im TamS Theater München Premiere.
Mathias Hejny (Abendzeitung) erlebte die Schauspieler der „schrulligen Komödie“ „ansteckend gut gelaunt“ . Malve Gradinger (Münchner Merkur) erfand eigens für das „psycho-surreale Verwirrspiel“ den Begriff des „Esotero-Comic-Gewölks“ und sah „eine schräge Spaßgeschichte“. C.M.Meier (Theaterkritiken) war von der angedeuteten Quantentheorie begeistert:  “ Im zeitgemäßen Theaterstück von David Gieselmann, in dem  ein Vielleicht ausgebreitet  wurde, kann Aufklärung unterhaltend stattfinden. Die skurrile Metaphysik setzte die Regisseurin Judith von Radetzky fantasievoll in  absolut entsprechenden Bildern um. Überboten wurden die Inszenierung  von den lebensnahen Schauspielern – grandios amüsant.“

Veronika Dimmer zuletzt beschrieb die Premiere als einen „fabelhaft komischen Abend über Glücksvorstellungen, Lebenspläne und die fatale Mischung aus Spiritismus und Ökonomie. Die Schauspieler wechseln spielend die Zeit- und Handlungsstränge, bis sie sich am Ende lustvoll im selbst gesponnenen Netz verstricken.“
Aber am besten machen Sie sich selbst ein Bild. Noch bis zum 12.12. ist das möglich immer Mi bis Sa, 20.30, Reservierung 089 – 34 58 90 · tams(et)tamstheater.de

Grenzenlos Frei …!? Dom Juan vom 20.10. – 26.10.2015 Seminar für Schauspieler und Regisseure

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Fotos Seminar Oktober 2015

Liebe Kollegen/innen,

dieses Seminar bietet Schauspielern und Regisseuren die Möglichkeit zusätzlich zum Spielen im psychologischen Realismus (Umstände, Situation) einen anderen Weg des Erarbeitens einer Rolle kennenzulernen. Die Werke Molieres und Shakespeares vermitteln einem deutlich den Eindruck, dass es hier nicht nur um die gegebenen Situationen geht, sondern auch um grundsätzliche Fragen, die dialektisch  bis zum Finale entwickelt werden. Die “Spielstruktur” eröffnet uns die Möglichkeit, den dialektischen Konflikt ins Spiel und in Bewegung zu bringen mit Ironie, Humor und perspektivischem Denken. So können wir völlig neue Möglichkeiten des Spielens in uns hervorbringen und das eigene Verständnis und Können erweitern.

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Dom Juan
Der Mythos des Dom Juan so wie er von Molière vorgeschlagen ist, wird uns dabei stimulieren und helfen. Dom Juan ist ein Suchender. Er brennt. Die treibende Kraft für jeden Kreativen ist das Verlangen ständig neu zu schaffen, auch er brennt. Für den Bühnenkünstler zählt nur der Augenblick, ebenso wie für Dom Juan. Das ständige Vergehen und Verglühen nimmt er in Kauf, denn es wartet ja schon das nächste Glück. Molière‘s Werk berührt in fast brutaler und unerträglicher Art und Weise das Brennen, das sich nicht um menschliche Beziehungen schert. Ein Brennen, das durch nichts und niemanden aufzuhalten ist. IMG_6944

TheaterLabor Um die Passage vom geschriebenen zum szenischen Text vollziehen zu können, brauchen wir das Verständnis: was ist die Hauptidee des Werkes, also seine Perspektive? Die psychologische Struktur gewichtet immer den Ausgang eines dramatischen Textes als das wichtigste Element – die Spielstruktur dagegen das Ende, die Zukunft, das, was wir vorausahnen. Sind wir uns darin einig geworden, werden die Ideen – Oppositionen zwischen den Figuren genauer benannt, ebenso die Kompositionen der Teile. Durch die praktische Arbeit auf der Bühne wird immer und immer wieder geprüft, erforscht und gestaltet, so dass sich in einer Gruppe ein lebendiger gemeinsamer Prozess des Entdeckens eines eigenen Werkes einstellt, denn sobald der szenische Text erscheint, stirbt der literarische.

Dieses Seminar ist die letzte Gelegenheit den Regisseur Philippe Cotten/Paris kennenzulernen.
Er und ich teilen denselben künstlerischen Hintergrund. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung. Entsprechende tägliche Trainings unterstützen den Arbeitsprozess.

IMG_6600Dieses letzte Seminar ist die einzigartige Gelegenheit den Regisseur Philippe Cotten/Paris kennenzulernen.
Er und ich teilen denselben künstlerischen Hintergrund. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung. Entsprechende tägliche Trainings unterstützen den Arbeitsprozess.

The Dom Juan Project ist eine deutsch französische Kooperation zwischen Graphit Theater Labor und spectacle laboratoire/Paris in 2015-2017. Dieses Seminar ist das letzte vor der geplanten Produktion.
Die Reihe und Produktion ist initiiert von Judith von Radetzky und Philippe Cotten, Gast aus Paris. Beide sind geprägt durch die russische TheaterSchule, die in den 90iger Jahren dem Westen endlich wieder direkt zugänglich wurde. Sie lernten bei Stellvertretern dieser Schule wie Adolf Shapiro, Jurij Alschitz oder Anatolij Vassiliev. Philippe Cotten hielt sich viele Jahre am Theater `Schule für Dramatische Kunst- Anatolij Vassiliev´ in Moskau auf. Beide haben in der einzigen europäischen Regieklasse von Anatolij Vassiliev in Lyon an der L’ENSATT (Hochschule der TheaterKünste) studiert. Die Unterrichtssprache ist deutsch und französisch mit deutscher Übersetzung.

 

Termin 20.10 bis 26.10. 2015, tägl. 12 bis 19 Uhr, außer 20.10. (15 bis 22 Uhr)
Teilnehmerzahl begrenzt
Teilnahme nur auf schriftliche Bewerbung hin (Projektplanung), nur für professionelle Künstler.

320 Euro, Ermäßigung auf Anfrage möglich.

(GVL-Förderung (1/3 der Gesamtkosten) bei vorheriger Anmeldung bei der http://www.gvl.de möglich)

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit herzlichem Gruß
Judith von Radetzky

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copyright Radetzky/Broneske

 

Teilnehmer feed back – Don Juan part 2 + 3, 2016

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Elodie Colin: ..noch auf ein Wort um Euch MERCI zu sagen für die wunderbaren Momente, die wir miteinander geteilt haben-Momente, die so essentiell, selten und wertvoll sind! Ich bin wirklich froh, dass ich an Eurem Seminar teilnehmen konnte, soviele angenehme Begegnungen hatte, und beginnen konnte neue Fenster der Recherche zu öffnen für diese sublimen Werke  mit denen Ihr gearbeitet habt; das war für mich eine wirkliche Freude- mit einem Wort, einfach und ehrlich:DANKE

un petit mot pour vous dire un immense MERCI pour ces beaux moments partagés – tellement essentiels, si rares et si précieux ! je suis vraiment ravie d’avoir pu participer à votre workshop où j’ai fait de si jolies rencontres, et d’avoir commencé à ouvrir ces nouvelles fenêtres de recherche sur ces œuvres sublimes sur lesquelles vous travaillez; ça a été une vraie joie pour moi – en un seul mot, simple et sincère : DANKE

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Rene Hofschneider

Mir gehen noch einige Gedanken zu unserer Arbeit durch den Kopf, die ich gerne teilen möchte.

Am Ende kann dort ein Künstler auf der Bühne stehen.
Jemand, der schöpft, indem er sich der Schöpfung preisgibt.
Ein Mensch, der lebt.

Im Grunde trainieren wir die Bereitschaft zu dieser Hingabe.
Wir wollen unsere Vorstellungen hinter uns lassen.
Wir sehnen uns nach Unmittelbarem.

Für mich der stärkste Antrieb, am Leben zu bleiben.
Das Wissen, dass dort eine Freiheit herrscht.
Wo Sein-Können das Sein-Müssen verdrängt.

So… genug der hehren Worte…

…..

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Zuschauerkommentare zu Maß für Maß – Stadtteilprojekt im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

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Oliver Tettenborn, Görlitz Judith von Radetzkys Inszenierung ist es gelungen, etwas in die Form eines guten, bewegenden Theaterabends zusammen zu führen, was sich oft in verfeindeten Lagern ideologisch verbarrikadiert: Auf der einen Seite psychologisches Solisten-Theater mit großen Monologen, andererseits fast Marthalernde musikalische und choreographisch gemalte Ensemble-Tableaus, die ironische Distanz und Verfremdung schaffen; einerseits professionelle Solistenkunst, andererseits Liebhaber und engagierte Laien, ohne dass die einen die anderen bloßstellten oder zur Staffage herabspielten; einerseits den Blick in die mögliche Tragik und die offensichtlich zweifelhafte „Happyendigkeit“ des Happy Ends, andererseits der Mut, auch einmal komödiantisch über die Stränge zu schlagen. Gropius muss sich nicht schämen, in „seinem“ Kulturhaus ein solches Stück von Oben zu sehen…..

Bertil Wewer, BVV Neukölln/Grüne, Shakespeare im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt. Die Staffel mit der überaus sehenswerten Shakespeare – Inszenierung „Allen eine Chance – Maß für Maß“ ging heute im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt zu Ende. Die Aufführung dieses Stadtteilprojekts war richtig „großes Theater“. Schade nur, dass das Stück nicht länger aufgeführt wird. Hier gibt es wenigstens einen Trailer.

 Trailer Maß für Maß

Sabine Jung, Schauspielerin, Köln. Dieses Vorhaben hat gezeigt, dass es sich lohnt ein künstlerisch professionelles Projekt an einem Ort wie dem Gemeinschaftshaus zu machen und zu zeigen. Shakespeares Theater war Volkstheater, in dem besonderen Sinne, dass er für Menschen und zugleich große Literatur schreiben konnte. Dass die Zeit damals Shakespeare hervorbrachte, heißt ja auch, dass dieses Publikum Shakespeare hervorbrachte. Auch in der Gropiusstadt wurde ein Publikum hervorgebracht und das Bedürfnis nach mehr geweckt, das konnte man fühlen, sehen und hören. Es bedürfte hier einer ernsthaften Kontinuität und des Vertrauens in die Theaterkunst. Einer Theaterkunst, die Menschen, Zuschauer und Macher erreicht und nicht langweilt, mag nicht mehr selbstverständlich sein, ist aber um so wichtiger, speziell für einen kulturell benachteiligten Stadtteil wie die Gropiusstadt. Theater als Lokaltermin: als ein Ort der Solidarität, der Menschlichkeit, der Integration und Empathie.

Collage: Monika Küßner

Tür auf, Tür zu – Kritik

Süddeutsche Zeitung
Der Abend ist ein Triumph des ‚armen‘ Theaters und der Verwandlungskunst. Vor allem der von Lorenz Seib. Als Chor stellt er sich vor, der aus Spargründen sämtliche Nebenrollen mit übernimmt. Und das sind in Ingrid Lausunds ‚Tür auf, Tür zu‘ eine Menge. Denn es geht um die hektischen Kontaktimprovisationen des gesellschaftlichen Lebens, um das ‚Du auch hier?‘ und das Wir-sind-ja-alle-so-Wichtig derer, deren Seelenheil vom Dazugehören abhängt. Anneliz ist so eine und hat in Gestalt von Katja Amberger gerade ein Bündel von Party-Begegnungs-Quickies mit Burchard Dabinnus und dem multiplen Seib absolviert, als sie beim Luftschnappen ausgesperrt wird: ‚Die Tür ist zu!‘ Nun steht sie also wie Kafkas Herr K. vor dem Türhüter. In einem Draußen, das im TamS anfangs noch freundlich ist, weil die Kollegen zärtlich quaken und Anneliz“ nackte Füße massieren. Doch die beiden Herren kontrollieren auch den Eingang ins Allerheiligste oder kommen höchst unerbaulich als schrille Dumpfbacke oder depressive Mützenhäklerin durch eben jene Tür, die ihr selbst verschlossen bleibt.(…)

Gerade, als man sich nach mehr Konkretheit in Anneliz“ Absturzgeschichte zu sehnen beginnt, läuft die klug zwischen hysterischer Hyperventilation und Ernst ausbalancierte Inszenierung Judith von Radetzkys in einer konzentrierten Persiflage erfolgreichen Lebens aus. Und auch die kommt ganz aus der Kraft des Spiels und der Imagination. Sabine Leucht

Theaterkritiken MÜNCHEN:
TamS Tür auf, Tür zu von Ingrid Lausund
„Ausgeschlossen!!!

… dass es tatsächlich so ist.“ So oder so ähnlich könnten die Gedanken des Zuschauers zwei Reihen vor meinem Sitzplatz gelautet haben. Es war ein großer Mann, sein Habitus drückte machtvolle erfolgsgewohnte Präsenz aus, trat deutlich hervor. „Es hat alles seine Ordnung, und Ordnung muss sein!“ „Um jeden Preis?“, würde ich den Mann fragen. „Auch um den Preis des Lebens, der Lebendigkeit … „
Ingrid Lausund, die Autorin des Stückes, richtete ihren Blick auf die Realität bevor sie, sicherlich mit Fantasie und künstlerischem Geschick, einen gesellschaftlichen Vorgang herauskristallisierte und in theatrale Form brachte. Dies ist ihr nun wahrlich gelungen und Ernsthaftigkeit und Humor halten in dem Stück „Tür auf, Tür zu“ einander die Waage. In einer Fülle von kurzen Dialogen, die auf die immer gleichen, doch wesentlichen Worte beschränkt, eine Flut von Bildern vor dem Zuschauer auftun. Die Ouvertüre: Ein Sprachspiel mit dem Titel, vorgetragen vom Chor. Burchard Dabinnus und Lorenz Seib, die Schauspieler, empfingen mit kleinen großen Gesten und mit Augenzwinkern, Stolpern und Tanzschritten umgarnten sie das Publikum. Burchard Dabinnus verkörperte den unnahbaren Türsteher, der stets unbeeindruckbar das Geschehen kommentierte. „Tür auf, Tür zu. … Tür auf, Tür zu.“ Bekleidet mit Frack höchst formell, lugten doch ein paar Federn aus seinem Ärmel. Die Federn seiner Natur, die den freien Flug hier wohl vergeblich suchen. Die geschlossene Gesellschaft beschäftigte ihn als Wächter, Warnrufer. Lorenz Seib hingegen kamen die 47 Nebenrollen, welche Mann heute zu spielen hat, zu. Brillant schlüpfte er bisweilen in Sekundenschnelle von einer in die nächste. Der Partygast, der Kollege, der Bekannte, der Praktikant, der Kellner, der Coach. Flexibilität hatte seine umfassende Profession zu sein, herausgestellt durch die Regie von Judith von Radetzky.
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Katja Amberger, die Protagonistin, ist zu Beginn noch ein Star in der Szene. Ihr pinkfarbenes Kleid ein gewollter Blickfang, ihr Selbstverständnis in dem sie ihre (unsichtbare, doch wunderbar angespielte) Umgebung reflektiert. Ihr Entschluss einen Schritt in die freie Natur zu tun, wurde ihr zum Verhängnis. Ausschluss und die Fülle der gesellschaftlich ausweglosen Wege brachen über sie herein. Nun, und plötzlich 50 Jahre alt und damit „alt“ und ins Unbenannte abgeschoben, kämpfte sie, glaubhaft dargestellt, mit sich.
Die anderen hatten sie längst in die buchhalterische (der Natur und Gebärfähigkeit nachfolgenden) Kategorie „abgeschrieben“ eingestuft. Noch schnell ein letztes Geschäft: Ein Coach verkaufte ihr ein paar Tipps, Psycho-Tipps um ihre Träume zu unterstützen, am Laufen zu halten. Doch wie lange hält so ein unreflektiertes Spiel? Die Vorstellungen einer Ausgeschlossenen. Und dann der 5. Akt, oder Showdown wie man heute sagen würde: Die Protagonistin hielt ihre Türe geschlossen. Unbewegt, ausgebrannt blieb Katja Amberger auf der Bühne zurück … desillusioniert.
Es war in der Inszenierung angelegt, der allgemein herrschenden Hysterie veranschaulichend Rechnung zu tragen. Die Hauptdarstellerin gab wieder, wie Frau das Gefühl für sich selbst längst verloren hat und in Mechanismen agiert, zum Reaktionskörper wurde. Die Generationen, welche noch Lebendigkeit erfahren haben und in dieser aufgewachsen sind, werden zunehmend ausgeschlossen. Die umfassend durchgesetzte Funktionalität hat keinen Platz mehr für menschliche Emotionen und vielfältige Vorstellungen vorgesehen. Lästig wirken diese und jeder unabhängig denkende, und sei es auch nur der Natur verbundene, Mensch „ist unbedingt als Störfaktor zu erfassen und zu eliminieren“. Tür zu! Tür auf: Ein Vorgang, der in der Gesellschaft mit einer enormen Konsequenz umgesetzt wird. Innerhalb der „Glaspaläste“ dürfen nur noch leere Mitmacher und Selbstausbeuter (ohne adäquate Entlohnung für ihre Leistungen) eingesetzt werden.
Die betriebswirtschaftlichen Vorgaben sind „ausnahmslos umzusetzen“. Der Sprachduktus der sogenannten Machthaber lässt weder Widerspruch noch Alternative zu. Es ist Zeit aufzuwachen im „Vierten Reich“, der Wirtschaftsdiktatur. Hier werden Frauen als willkommene und willfährige Mitmacherinnen aufgenommen, ist ihre Anpassungsfähigkeit naturgemäß größer als die der Männer. Unter der Fahne „Gleichberechtigung“, von der, betrachtet man die Realität und die Gehälter nur maximal viel geredet wird, werden diese rekrutiert. Das dem Militarismus entliehene Wort gehört zur Alltagssprache und ist Selbstverständnis im „Vierten Reich“.
„Es ist legitim, sich an einem Theaterabend über die menschliche Seite von Verlierern hähä VerliererInnen zu amüsieren. Noch dazu wenn die Inszenierung wirklich umfassend artifiziell war, worauf sicherlich heute größten Wert zu legen ist!“ So oder so ähnlich könnten die Gedanken des Zuschauers zwei Reihen vor meinem Sitzplatz gelautet haben. Es war ein großer Mann, sein Habitus drückte machtvolle erfolgsgewohnte Präsenz aus, sein Lachen trat deutlich hervor. Geschmunzelt und gelächelt habe ich auch immer wieder, denn es war ein besonderes Stück, eine ausgezeichnete Inszenierung und das Schauspiel wahre Kunst.
C.M.Meier