LOUISE MILLERIN / Landesvertretung-Kritik

28.02.2010
Herzlichen Glückwunsch zu Louise Millerin! Ich habe die Aufführung gestern gesehen und war begeistert von der Balance aus Werktreue und Aktualisierung und von der Fülle an großen und kleinen Regie-Ideen begeistert. Herzlichen Dank und alles Gute für weitere Projekte!
Tim Arnold
Leiter der Landesvertretung
Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund
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LOUISE MILLERIN / Kultiversum-Kritik

09.02.2010

MUT ZUM PATHOS

Keine fertige Produktion, sondern ein «Arbeitsmodell» wird an diesem dreieinhalbstündigen Premierenabend im Ballhaus Ost vorgestellt. «Louise Millerin» hat Regisseurin Judith von Radetzky ihr Arbeitsmodell genannt; der Originaltitel von «Kabale und Liebe» soll darauf verweisen,

dass die gelernte Schauspielerin und ihre Theatergruppe «graphit theaterlabor» den vielgespielten Schiller-Text weder gekürzt noch anderweitig daran herumgedoktert haben: bis ins Detail wird historisch informiert gesprochen, statt «Ähm» oder «Tja» sagen Radetzkys Schiller-Figuren «Hum» oder «Hem-Hem».

Die Bühne in der vierten Etage des Ballhaus Ost ist karg gehalten; lediglich ein paar Stühle haben die Schauspieler, um sich daran festzuhalten oder sich manchmal kurz darauf auszuruhen. Mehrere Monate haben sie in dieses «Arbeitsmodell» investiert, und das merkt man. Mit viel Mut zum Pathos leben sie in ihren Figuren: Ferdinand ist – seinem Vater, dem intriganten Präsidenten, nicht unähnlich – ein begnadeter Showmaster mit einer fatalen Neigung zu peinlich-enthusiastischen Tanzeinlagen; Lady

Milford eine nahe am Wasser gebaute, dunkel gelockte Sirene, die Leidenschaft aus ungehemmter Selbstbezogenheit schöpft; und Louise Millerin, die Titelfigur des Abends, eine kleine, energische Kassandra, auf die mal wieder keiner hört, obwohl sich ja eigentlich alles um sie dreht.

Gebrochen wird der energiegeladene Duktus des Abends gelegentlich durch meist umgangssprachlich improvisierte Passagen, während derer die Schauspieler Einblick in ihre persönliche Annäherung an ihre Figur gewähren. Manche dieser Passagen sind bereichernd, auf andere hätte man lieber verzichtet. Denn nicht alle Spieler finden aus der Selbstreferentialität schnell wieder in eine unmanirierte Beschäftigung mit dem Schiller-Text. Doch immer dann, wenn das gelingt, sind die folgenden Szenen von einer intensiven Lebendigkeit erfüllt.

Sophie Diesselhorst

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LOUISE MILLERIN / tip-Ankündigung

01.03.2010
Judith von Radetzky, Regisseurin und Gründerin des „Graphit-Theaterlabors“, stellt mit „Louise Millerin“ die gleichnamige Protagonistin aus Friedrich Schillers Tragödie „Kabale und Liebe“ ins Zentrum ihrer Inszenierung. In Millerin sieht Radetzky die Hoffnungsträgerin des Werkes, die sich mit den Themen Neuanfang, Schlaf, Wachzustand und der Liebe als Wach- bzw. Schlafzustand auseinandersetzt.

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LOUISE MILLERIN / taz-Ankündigung

09.02.2010
Zur Probe einer eventuell fortdauernden Gültigkeit unserer Klassiker sei mal aufs Geratewohl Schiller zitiert: „So viel Geld lässt sich, weiß Gott, nicht mit etwas Gutem verdienen“, notierte der Dichter in „Kabale und Liebe“. Ein Alltime-Hit in den deutschen Klassenzimmern, der sich gerade auch einer gesteigerten Beliebtheit auf den Berliner Bühnen erfreut (wo dann das Thema einer lädierten Liebe zwischen Adel und Bürgertum aufgrund geänderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen doch neu vermessen werden muss). Gerade wurde das Stück im Deutschen Theater neu inszeniert, und zum Vergleich kann man es nun als „Louise Millerin“ – wie Schiller seinen Klassiker zuerst nannte – ab Mittwoch im Ballhaus Ost betrachten.

TM

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LOUISE MILLERIN – Fotos

FRIEDRICH SCHILLER / REGIE: JUDITH VON RADETZKY

Statt Kabale und Liebe: Louise Millerin. Der ursprüngliche Titel stellt die Hoffnungsträgerin des Stücks ins Zentrum. Ein Theaterabend über einen Neuanfang, über den Schlaf und über den Wachzustand. Liebe als Schlafzustand, der ins Chaos führt; Liebe als Wachzustand, in dem der Mensch nicht Opfer und nicht Konsument ist, stattdessen sich befreit aus der Trägheit seines Denkens und Fühlens.
Auf der Bühne ein Traum von Leidenschaft, und kein Wiederkäuen eines sentimentalen Status Quo. Jede Figur will ein neues oder anderes Leben. Jeder setzt halsbrecherisch alles auf eine Karte. Nicht als Moralanklage, nicht als ethisches Pamphlet, sondern als ästhetische Provokation und als Spiel.

Mit dem von ihr gegründeten Graphit-Theaterlabor und ihrer Inszenierung von Louise Millerin macht JUDITH VON RADETZKY das, was im freien Theater keiner macht: einen Klassiker in die heutige Welt zu stellen, ohne ihn zu dekonstruieren; eine Partnerschaft mit dem Autor einzugehen, die – obwohl frei und radikal – sich konsequent der Struktur des Stückes bedient; intensive Recherche und Begegnung mit dem Textmaterial im Theaterlabor; ein mehrjähriger Prozess, dessen Ziel maximale Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit des Spiels ist; nicht eine Produktion nach der anderen herauszubringen, sondern anhand eines Stückes (Louise Millerin) ein Arbeitsmodell zu veröffentlichen. Der Radikalität der Sorgfalt dieses Ansatzes angemessen, zeigen die Vorstellungen im Februar die aktuelle Phase der Entwicklung.

mit THERESA SOPHIE ALBERT, STEPHAN MARIA FISCHER, ANJA FLIESS, KAI ARNE JANSSEN, LARS JOKUBEIT, ANJA MARLENE KORPIUN, ANDRÉ SCIOBLOWSKI, FELIX WÜRGLER

Regie JUDITH VON RADETZKY Bühnenbild URS HILDBRAND Kostüm GUDRUN ZÖLLNER Dramaturgie HEIDRUN KALETSCH Training THOMAS BEYSE Produzent HENDRIK UNGER Regieassistenz MIRIAM NORMANN

EINE PRODUKTION VON GRAPHIT-THEATERLABOR IN KOOPERATION MIT DEM BALLHAUS OST

GEFÖRDERT DURCH DIE STIFTUNG DEUTSCHE KLASSENLOTTERIE BERLIN UND AKT-ZENT E.V.

PREMIERE 10. FEBRUAR 2010
WEITERE VORSTELLUNGEN 13. / 14. / 26. / 27. / 28. FEBRUAR

Präsident und Vater Miller, II.Akt (Stephan Maria Fischer, Felix Würgler)

von links: Wurm, Vater Miller, Mutter Miller, Hofmarschall von Kalb, Ferdinand, II.Akt, (André Scioblowski, Felix Würgler, Anja Fliess, Lars Jokubeit, Kai Arne Janssen)

Louise, Kalb, II.Akt (Theresa Albert, Lars Jokubeit)

Lady Milford, Louise, IV.Akt (Anja Marlene Korpiun, Theresa Albert)

von links:Vater Miller, Mutter Miller, Ferdinand, Louise, II.Akt (Felix Würgler, Anja Fliess, Kai Arne Janssen, Theresa Albert)

Lady Milford, II.Akt (Anja Marlene Korpiun)

Präsident und Ferdinand II.Akt (Stephan Maria Fischer, Kai Arne Janssen)

Lady Milford und Ferdinand, II. Akt (Anja Marlene Korpiun, Kai Arne Janssen)

Wurm und Louise, III.Akt (André Scioblowski)

Ferdinand und Louise V.Akt (Kai Arne Janssen, Theresa Albert)

Louise und Vater Miller V.Akt (Theresa Albert und Felix Würgler)

Louise Millerin V.Akt (Theresa Albert)

Fotos von Boris Eldagsen (1,2,3,4,10,11,12) und Annette Jonak (5,6,7,8,9)

 

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LOUISE MILLERIN – eine Afführung im Ballhaus Ost – Video

FRIEDRICH SCHILLER / REGIE: JUDITH VON RADETZKY

Statt Kabale und Liebe: Louise Millerin. Der ursprüngliche Titel stellt die Hoffnungsträgerin des Stücks ins Zentrum. Ein Theaterabend über den Versuch eines Neuanfangs, über den Schlaf und über den Wachzustand. Liebe als romantischer Schlafzustand, der ins Chaos führt; Liebe als Wachzustand, in dem der Mensch nicht Opfer und nicht Konsument ist, sondern sich stattdessen befreit aus seiner Trägheit und sich ohne wenn und aber für eine bessere Welt engagiert.
Auf der Bühne zeigt sich der Traum von einer aktiven Leidenschaft, und kein Wiederkäuen eines sentimentalen Status Quo. Jede Figur will ein neues oder anderes Leben. Jeder setzt halsbrecherisch alles auf eine Karte. Nicht als Moralanklage, nicht als ethisches Pamphlet, sondern als ästhetische Provokation und als Spiel.

Mit dem von ihr gegründeten Graphit-Theaterlabor und ihrer Inszenierung von Louise Millerin inszeniert JUDITH VON RADETZKY einen Klassiker ohne ihn zu dekonstruieren; sie geht eine Partnerschaft mit dem Autor ein, die – obwohl frei und radikal – sich konsequent der Struktur des Stückes bedient und modernisiert ihn so in ungewöhnlicher Art und Weise; intensive Recherche und Begegnung mit dem Textmaterial durch Improvisationen und Etüden im Theaterlabor; ein mehrjähriger Prozess, dessen Ziel maximale Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit des Spiels ist; das Graphit Theaterlabor bringt nicht eine Produktion nach der anderen heraus, sondern möchte anhand dieses Stückes (Louise Millerin) ein Arbeitsmodell veröffentlichen, das die Arbeit mit den teilnehmenden Schauspielern in den Mittelpunkt stellt.Der Radikalität und der Sorgfalt dieses Ansatzes angemessen, zeigen die Vorstellungen im Februar die aktuelle Phase der Entwicklung der Darsteller.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=BqMlWFTVr8Q]

mit THERESA SOPHIE ALBERT, STEPHAN MARIA FISCHER, ANJA FLIESS, KAI ARNE JANSSEN, LARS JOKUBEIT, ANJA MARLENE KORPIUN, ANDRÉ SCIOBLOWSKI, FELIX WÜRGLER

Regie JUDITH VON RADETZKY Bühnenbild URS HILDBRAND Kostüm GUDRUN ZÖLLNER Dramaturgie HEIDRUN KALETSCH Training THOMAS BEYSE Produzent HENDRIK UNGER Regieassistenz MIRIAM NORMANN

EINE PRODUKTION VON GRAPHIT-THEATERLABOR IN KOOPERATION MIT DEM BALLHAUS OST

GEFÖRDERT DURCH DIE STIFTUNG DEUTSCHE KLASSENLOTTERIE BERLIN UND AKT-ZENT E.V.

PREMIERE 10. FEBRUAR 2010
WEITERE VORSTELLUNGEN 13. / 14. / 26. / 27. / 28. FEBRUAR

Video David Wnendt

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PHAIDROS – Fotos

 

PLATON – MAGRITTE / REGIE: JUDITH VON RADETZKY

Phaidros (2.Teil) ist ein Dialog von Platon aus dem Jahre ca.370 v.Chr.

Alles beginnt auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise: es ist Mittag, die Sonne steht auf ihrem Zenith, Phaidros und Sokrates verlassen Athen, um unter dem Schatten einer großen Platane über die Liebe zu sprechen. Eine Quelle, die Frische der Natur, eine ideale Umgebung und der große neugierige Wunsch des Phaidros, Reden zu halten und sie zu hören. Aber die scheinbare Schönheit des Redens stellt sich als Eloquenz, also als Sprachfertigkeit und Geschicklichkeit, heraus, geeignet, Menschen zu manipulieren. Nun ist es die Kunst der Eloquenz, die als der Stil schlechthin, erkannt wird. Aber was sind die Grenzen der Eloquenz, was ist der eigentliche Inhalt? Was also ist der Unterschied zwischen dem Wahrscheinlichen und dem Authentischen…? Im Phaidros fordert Platon auf die Kunst jenseits allen Nutzens zu reflektieren… Magritte als der paradoxeste aller Maler, bildet den Rahmen für das Spiel der überraschenden Wendungen. Das Bild, in dem sich Phaidros und Sokrates bewegen, wird zur Falle, es erscheint als letzter, heimlicher Raum, in dem das Authentische stirbt. Und alle schauen zu. Die Berge blitzen in der Ferne. Die Schneeschmelze beginnt.

Aufführung 11.7 und 13.7. in Avignon 2008

Darsteller

Sokrates: Judith von Radetzky

Phaidros: David Jauzion-Graverolles

Fotos: Laurencine Lot

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Undine geht – Video

[youtube=http://www.youtube.com/v/W8jRt16AAh8&hl=en_US&feature=player_embedded&version=3\“><!–]

Aufführung von Undine geht auf dem Sommertheater in Rosslau.

Inhalt

Die Anklage von Ingeborg Bachmann bleibt aktuell:

die Unmöglichkeit der Liebe zwischen Mann und Frau – zu viele Lügen, Kompromisse, Dummheiten.

Regie   Judith von Radetzky

Undine   Heidrun Kaletsch

NACH HAUSE / taz-Kritik

24.08.2007

Über die Sehnsüchte von Straßenkindern

Ein deutsch-russisches Jugendtheaterprojekt von Ruth Wyneken.

Junge Russen und junge Deutsche beschäftigen sich gemeinsam mit dem Alltag von Straßenkindern und der Suche nach Heimat. Ergebnis ist ein aufregendes mehrsprachiges Theaterstück, das heute uraufgeführt wird – und ein Ensemble, das selbst zu einer Art Großfamilie geworden ist.

Der Staubsauger brummt laut über den Bühnenteppich, vom Keyboard klimpert eine zarte Melodie. Beide Geräusche verweben sich in dem abgedunkelten Raum zu einem ungewohnten Klang. Plötzlich durchschneidet die strenge Stimme der russische Regisseurin Tatjana Tarasova die Luft.

Dann zieht sie kräftig an ihrem langen Zigarettenhalter. Auf die rauchigen Russisch-Salven folgt eine deutsche Mikrofonansage der Dramaturgin Ruth Wyneken, die die Akteure auf die Bühne bittet. Deutsche, russische und englische Wortfetzen wirbeln durch die Luft. Dennoch herrscht keine Kakophonie – die deutschen und russischen Jungschauspieler, die sich mit dem Theaterprojekt „Nach Hause“ auf der Suche nach der Bedeutung von Heimat und Kindheit sind, haben eine „gemeinsame Sprache gefunden“, sagt Tarasova.

Die letzten Vorbereitungen für die Premiere heute im Theater 89 laufen auf Hochtouren. Für das Stück, in dem alle Akteure in ihrer jeweiligen Muttersprache sprechen, haben sich Berliner wie russische Schauspieler mit dem Leben und den Sehnsüchten von St. Petersburger Straßenkindern beschäftigt.Unter Wynekens Leitung sind 20 junge Menschen im Alter von 13 bis 26 Jahren zusammengekommen, um zunächst drei Wochen in Moskau und dann vier Wochen in Berlin zu proben. „Es war wichtig, dass wir in beiden Ländern arbeiten“, sagt Wyneken, die seit 20 Jahren im deutschen und russischen Theater tätig ist.

Tarasova und Wyneken, beide Theaterwissenschaftlerinnen, wollen mit ihrer binationalen Inszenierung des Stückes von Ludmila Rasumowskaja auf der Bühne zwei parallele Welten erschaffen: Dem brutalen Alltag der Straßenkinder wird eine poetische Traumwelt gegenübergestellt. Gleichzeitig aber verbinden sie dadurch zwei Welten: Russland und Deutschland.

„Absolut professionell“

Der 19-jährige Alexander Zemlyanskiy ist Schlagzeuger und kennt als Russlanddeutscher beide Seiten. Bis er zwölf war, wohnte er in Moskau, dann kam er nach Berlin. „Wir sind in diesen sieben Wochen in unserer Theatergruppe schon wie eine richtige Familie geworden“, erzählt der junge Mann mit den lockigen Haaren, der fließend Russisch, Deutsch und Englisch spricht. Seine Augen strahlen, und vom Trommeln haben sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Als Hobby-Musiker ist er einer der wenigen in der Gruppe, für die die Theaterbühne noch Neuland ist.

Selbst die zwei 13-jährigen russischen Jungs haben schon jahrelange Bühnenerfahrung und seien „absolut professionell und diszipliniert“, so Wyneken.

Die anfänglichen Kommunikationsprobleme seien sehr schnell überwunden worden, berichtet Zemlyanskiy. Er ist hier auch fürs Dolmetschen zuständig. Dabei verschwimmen die Nationalitäten schon so sehr, dass er manchmal versehentlich in die falsche Sprache übersetzt. „Wir brauchen zwar viel mehr Zeit, weil durch die Übersetzung manchmal die Intimität beim Arbeiten verloren geht“, erzählt Tarasova. „Mittlerweile sind wir aber so weit, dass wir einander auch über Mimik und Gestik und manchmal sogar durch Gedankenübertragung verstehen.“

Zur Vorbereitung für das Stück hat die Schauspielerin Sophie Eckerle eine Feldstudie gemacht. Die 26-jährige Freiburgerin hat Berliner Straßenkinder nach ihren Wünschen und Hoffnungen gefragt, um sich besser in die Lebenswelt ihrer Figur einfühlen zu können. „Die meisten haben ihre Probleme sehr heruntergespielt. Sie konnten ihren Schmerz nicht zeigen, weil es sie sonst zerrissen hätte“, erzählt die schlanke Frau, die in der Rolle der Zhanna von einem warmen Pelzmantel träumt. Eckerle, die seit Februar in Berlin lebt, hat in der deutsch-russischen Gruppe eine Art Zuhause finden können.

Suchen vereint Menschen

„Keiner kann den Themen Kindheit, Liebe und Zuhause gleichgültig gegenüberstehen“, erklärt Regisseurin Tarasova. Durch die Auseinandersetzung mit dem persönlichen Zuhause, also dem Ort der Geborgenheit, ist die Gruppe zu so etwas wie dem lebendigen Beweis ihrer These geworden. „Die Suche nach einem Zuhause vereint die Menschen, aber jeder muss versuchen, eine individuelle Antwort zu finden“, so Wyneken.

Tenor des Stückes und Maxime des Zusammenlebens in der Gruppe ist: Der Wunsch nach Geborgenheit kennt keine Landes- oder Altersgrenzen. „Es geht beim Zuhause nicht um einen bestimmten Ort, sondern vielmehr um den Wunsch nach Zufriedenheit und Ruhe“, sagt Zemlyanskiy.

Die Premiere von „Nach Hause“ findet heute um 20 Uhr im „Theater 89“ in der Torstraße 216 statt. Weitere Vorstellungen am 25., 30. und 31. August und am 1. September. Vom 12. bis zum 17. September spielt das Ensemble in Moskau.

Jessica Schober

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