Über das Marionettentheater
Heinrich von Kleist
Über das Marionettentheater wurde im Dezember 2010 in den Uferstudios als öffentliche Probe präsentiert und im Frühjahr 2011 weiterentwickelt. Der russische Musiker Kamil Tchalaev entwickelte den kleinen Dialog zu einem Sprech-Klangwerk auf der Basis der bereits durch die Schauspieler und die Regie erarbeiteten Handlungslinie. Fremdheit und Paradoxie des gedanklichen Spiels von Kleist wurden dadurch betont und sichtbar, fühlbar gemacht für die Zuschauer. Das Ergebnis dieser weiteren Recherchearbeit wurde wieder in Berlin und auch in Hamburg als öffentliche Probe gezeigt.
Inhalt
Ein Tänzer, größter Star der Ballettszene und hochgelobt, sucht etwas wahrhaft Menschliches bei den Marionetten und ihrem Tanz, als Zuschauer sieht man ihn immer wieder auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, wo die kleine Bühne aufgeschlagen ist. Ein anderer, Kenner und Freund des Balletts, beobachtet ihn dabei. Er will ihn zur Rede stellen, ihm seine Motive entlocken, er kann nicht verstehen, was ein solcher Meister hier zu suchen hat. So erfährt er, dass jener Meister die tanzende Kunst an ihrem Ende angelangt sieht, für ihn existiert sie nicht mehr- im Gegensatz zur Kunst des Marionettenspiels. Der Meister führt ihn in ein Labyrinth phantastischer Experimente, denen sich der Freund des Balletts schließlich mit keinem Argument, mit keiner bisherigen Erkenntnis, mit keinem noch so ausgeklügelten Gedanken, mehr entziehen kann… Für den Meistertänzer hat ein mechanisches Gebilde mehr Grazie als ein Mensch es je erlangen kann.
Ein tiefsinnig-ironisches Plädoyer für den Künstler als ein utopisches Genie, für einen „vollkommenen“ Spieler oder Tänzer, der sein geweitetes Bewusstsein gepaart mit Können dem Publikum zur Verfügung stellt.
Es spielen Anja Marlene Korpiun, Stephan Maria Fischer
Regie Judith von Radetzky
Musik Kamil Tchalaev
Zeit öffentliche Probe, 08.05.11 um 11:15 Uhr
Ort Nikodemus, Nansenstr.12/13, 12047 Berlin-Neukölln